Oberhausen. . Na, haben Sie auch schon kräftig diskutiert? Wir in der Redaktion reden uns die Köpfe heiß, ob der Lückenschluss der Straßenbahn 105 für Oberhausen kommen soll oder nicht. Ein Kommentar.
Na, haben Sie auch schon kräftig diskutiert? Wir in der Redaktion reden uns die Köpfe heiß, ob der Lückenschluss der Straßenbahn 105 für Oberhausen kommen soll oder nicht.
Bei uns gibt es genauso heftige Befürworter der Strecke wie strikte Gegner – so sieht wohl auch die Stimmung bei den Oberhausenern aus. Weil die Linie mit 80 Millionen Euro so teuer ist, ist die Skepsis groß. Wiegt dieses Steuergeld den Nutzen für Oberhausen auf?
Viele Argumente sprechen für den Ausbau
Meine Antwort darauf ist eindeutig: Ja. Wir sollten, ja wir müssen diese Straßenbahnverbindung zwischen den Westen Essens mit mehr als 100.000 Einwohnern und Sterkrade wie Alt-Oberhausen mit 170.000 Einwohnern bauen. Viele Argumente sprechen dafür: Zehn-Minuten-Takt auf der Stoag-Trasse zwischen Hauptbahnhof und Sterkrade durch die dann dort fahrende Linie 105; eine schnellere Verbindung zum Centro für die Essener und zum Berliner Platz für die Oberhausener; man könnte dann ohne zweimaliges Umsteigen von den Essener Vororten in die Oberhausener Stadtbezirke fahren – und umgekehrt; die Linie bedeutet auch eine Aufwertung des Stahlwerksgeländes durch bessere Anbindung – das müsste doch Unternehmen zur Ansiedlung verlocken.
Zurecht wird der Nahverkehr im Ruhrgebiet als unzureichend kritisiert: Man kommt zwar noch gut ins Zentrum der jeweiligen Stadt, aber nicht von Nachbarviertel zu Nachbarviertel. Hier soll nun endlich mal eine regional bedeutende Verbindung zwischen Stadträndern gebaut werden – und wir zögern!
Mehr Mut zeigen
Und die Kosten? Die Gutachter im Auftrag des Bundes haben kein Interesse daran, teures Bundesgeld ausgerechnet in Oberhausen zu vergeuden und deshalb die Kosten-Nutzen-Rechnung zu beschönigen. Sie haben den volkswirtschaftlichen Gewinn der Strecke als extrem gut eingestuft. Der am Ende für Stoag und Stadt übrig bleibende Kostenbetrag von 400.000 Euro jährlich erscheint angesichts eines Jahresumsatzes von fast 50 Millionen Euro zu stemmen zu sein.
Seit Jahren wird viel zu wenig in die Infrastruktur des Ruhrgebiets, in das Rückgrat für die Wirtschaft, investiert. NRW wird vom Bund hier nicht ausreichend unterstützt. Jetzt sollen fast 70 Millionen von Berlin nach Oberhausen in ein für viele Generationen wertvolles Bahnprojekt fließen – und das wollen wir wirklich ablehnen? Wir sollten mehr Mut zeigen und Zukunftschancen nicht verbauen.