Oberhausen. Zwölf Schüler aus der Ukraine besuchen zurzeit das Bertha-von-Suttner-Gymnasium. Den Krieg in ihrem Heimatland können sie nicht ausblenden, denn die Kämpfe zwischen ukrainischer Armee und Separatisten drohen die Ukraine auseinander zu reißen. Eine Auszeit ist die Reise aber dennoch.

Oberhausens Partnerstadt Saporishja ist weit von den umkämpften Regionen Donezk und Luhansk in der Ostukraine entfernt. Aber nicht weit genug, um kein Thema beim Schüleraustausch des Bertha-von-Suttner-Gymnasiums zu sein.

Ausblenden können die zwölf ukrainischen Jugendlichen den Konflikt nur schwer. Verständlich. Denn die Kämpfe zwischen ukrainischer Armee und Separatisten drohen gerade über 2000 Kilometer entfernt von Oberhausen ihr Heimatland auseinander zu reißen.

Erholung in Deutschland

„Das ist ein Krieg gegen die Ukraine“, sagt die 14-jährige Nastja Salanakha, „das wissen alle Menschen bei uns.“ Die Worte sind deutlich und bringen die Stimmung aus einem Land herüber, das durch die Bilder im Fernsehen und in der Zeitung ganz nah zu sein scheint. Für Nastja Salanakha und ihre Mitschüler ist sie es tatsächlich. In Saporishja sei es zwar ruhig, erzählt die 14-Jährige. Die Front verläuft weit entfernt. Aber viele Schüler an der Schule mit der Nummer 46 haben Verwandte in der Ostukraine. „Das ist sehr schrecklich für sie“, sagt Eva Gluschtschenko. Ihre Freundin Nastja steht neben ihr und nickt still, während sie darüber spricht, dass die Ukrainer jetzt stark sein müssen, um diese Krise zu überstehen.

In Deutschland lassen sich solche Gedanken aber leicht beiseiteschieben, wie Eva Gluschtschenko bestätigt: „Hier können wir uns ein bisschen erholen.“

Traum vom Studium in der Bundesrepublik

Und vor allem können sie eines: ihre Deutschkenntnisse verbessern. Denn die beiden Mädchen träumen davon, einmal in Deutschland zu studieren. Nastja will Dolmetscherin werden. Eva möchte erstmal viele Sprachen lernen. Polnisch, Deutsch, Englisch, Spanisch. Ganz normale Träume für zwei junge Mädchen.

Aber zunächst haben sie einfach den Wunsch, dass sie nächstes Jahr wieder nach Oberhausen kommen dürfen. „Wegen der Situation in der Ukraine sind wir uns nicht sicher, ob es nächstes Jahr wieder klappt“, sagt Nastja Salanakha.

Austausch funktioniert hoffentlich nächstes Jahr

Die Fahrt der deutschen Schüler nach Saporishja ist dieses Jahr schon abgesagt worden. Eigentlich besucht im Frühjahr immer eine Schülergruppe aus Oberhausen die Partnerstadt. „Die Eltern hätten wir dieses Jahr nicht von einer Fahrt überzeugen können“, sagt Wolfgang Flik mit Blick auf die Sicherheitslage in dem osteuropäischen Land. Der Lehrer organisiert den Schüleraustausch zwischen Oberhausen und Saporishja. „Im Moment entspannt sich die Situation“, so Flik, „deswegen haben wir die Hoffnung, dass es nächstes Jahr klappt.“

So hoffen die Menschen an beiden Schulen, dass der langjährige Austausch nicht noch weiter von dem Konflikt überschattet wird.