Oberhausen. Im September wollen 15 Jugendliche aus Oberhausen mit der Jugendbegegnung Multi in Oberhausens ukrainische Partnerstadt Saporishja fahren. Doch die gewaltsamen Proteste und die Lage um die mittlerweile besetzte Halbinsel Krim könnten ihnen einen Strich durch die Rechnung machen.

Seit Wochen ist die Ukraine ein Land im Ausnahmezustand: gewaltsame Proteste gegen den Präsidenten Viktor Janukowitsch, mehrere Tote und die von russischen Truppen besetzte Halbinsel Krim. Nun hinterlassen die Ausschreitungen auch ihre Spuren in Oberhausen: 15 Jugendliche wollen im September mit der Jugendbegegnung Multi in Oberhausens Partnerstadt Saporishja fahren – die lang ersehnte Reise steht nun auf der Kippe.

Entwicklung sei sehr beunruhigend

„Zur Zeit stehen wir noch in Gesprächen mit Eltern und Schulen, ob die Fahrt nach Saporishja überhaupt stattfinden wird“, sagt Wolfgang Heitzer, Leiter der Jugendbegegnung. Bislang gebe es allerdings noch kein endgültiges Ergebnis. „In den kommenden Tagen wissen wir hoffentlich mehr – schließlich können wir den Jugendlichen nicht erst kurz vor Reisebeginn zu- oder absagen.“ Mehrmals in der Woche telefoniert Heitzer deswegen mit seinen Kollegen und Freunden vor Ort, „so erfahre ich alles Wichtige über die aktuelle Situation und kann die Schulen darüber informieren“. Zwar habe es bisher in Saporishja keine Ausschreitungen gegeben, die Lage in der Partnerstadt sei allerdings immer noch angespannt.

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Das bestätigt auch Desbina Kallinikidou vom Büro für Interkultur der Stadt. Mit großer Sorge beobachte sie die Unruhen in der Ukraine – insbesondere in der Partnerstadt Saporishja: „Die Situation dort hat sich keinesfalls entspannt – ganz im Gegenteil.“ Das Stadtgebiet von Saporishja liege in der südöstlichen Ukraine, unweit der Halbinsel Krim. „Die Menschen sind verängstigt, dass ihre Stadt mit in die gewaltsamen Auseinandersetzungen um die Krim hineingezogen werden könnte“, erzählt Kallinikidou. Denn bis vor wenigen Wochen konnten es sich die Menschen dort gar nicht vorstellen, „dass sie mit einem Krieg rechnen müssen“, so die Organisatorin der Städtepartnerschaft. Diese Entwicklung sei auch für sie mehr als beunruhigend.

Kein Sicherheitsrisiko eingehen

„Die Situation dort ist zur Zeit nicht kalkulierbar. Ich rate dringend davon ab, nach Saporishja zu reisen“, sagt Kallinikidou. Deshalb werden sich wohl die Organisatoren der Multi in Abstimmung mit den Eltern und teilnehmenden Schulen darauf einigen, in diesem Jahr keine Jugendlichen in die ukrainische Partnerstadt reisen zu lassen. „Wir wollen kein Sicherheitsrisiko eingehen und die Eltern nicht beunruhigen, wenn ihre Kinder in Saporishja sind“, so Kallinikidou weiter.

Bereits eine teilnehmende Schule in Oberhausen habe den Austausch mit der Partnerstadt abgesagt, die Entscheidung einer weiteren Schule stehe noch aus. „Sollte die Fahrt tatsächlich ausfallen, wird den Jugendlichen ein Alternativprogramm angeboten“, so Heitzer. Trotz aller Unruhen wollen sie mit den Schulen und Kollegen in Saporishja weiterhin den Kontakt pflegen: „So können wir den Meschen vermitteln, dass wir an sie denken und mit ihnen fühlen.“