Oberhausen. . Wegen der Unruhen in der Ukraine haben zwei Oberhausener Schulen einen geplanten Besuch in der Partnerstadt Saporoshje abgesagt. Doch es gibt ein Alternativprogramm – deutsche und ukrainische Schüler treffen sich in Berlin und fahren gemeinsam an die Ostsee. Der Kontakt soll weiter gepflegt werden.

Kiews neuer Präsident Petro Poroschenko will mit einem Friedensplan Ruhe in die von blutigen Kämpfen erschütterte Ost-Ukraine bringen. Doch die Ukraine ist noch immer ein Land im Ausnahmezustand, das nicht zur Ruhe kommt. Nun sind die Folgen auch in Oberhausen zu spüren: Schüler der Friedrich-Ebert-Realschule und des Bertha-von-Suttner-Gymnasiums wollten im September eigentlich in Oberhausens Partnerstadt Saporoshje fahren, um am jährlichen Schüleraustausch teilzunehmen. Die lang ersehnten Reisen werden in diesem Jahr aber nicht stattfinden.

„Leider kann der Schüleraustausch mit der Schule 103 in Saporoshje nicht wie gewohnt stattfinden“, bedauert Erika Ilgen, Schulleiterin der Friedrich-Ebert-Realschule. Denn die Lage in der Partnerstadt sei immer noch angespannt: „Es hat zwar in Saporoshje bislang keine Ausschreitungen gegeben, trotzdem weiß man nicht, was noch passieren wird.“ Deshalb stehe sie in stetigem Kontakt mit der Schule und den Kollegen vor Ort, um aktuelle Informationen zu erhalten.

Der Gegenbesuch findet statt

Das Risiko sei einfach zu groß. „Die Situation in der Ukraine ist momentan nicht kalkulierbar. Deshalb möchte ich es nicht verantworten, dass die Schüler mehrere Tage in einem Land verbringen, in dem es Ausschreitungen und Proteste gibt.“ Eine Absage des Gegenbesuchs kam für die Schulleiterin aber nicht infrage: „Die Schüler freuen sich schon das ganze Jahr über auf die Reise, zumal es in diesem Jahr die 20. Fahrt ist. Da haben wir uns mit Eltern und Organisatoren einen Plan B überlegt.“

Die Jugendlichen aus Saporoshje und die Schüler der Friedrich-Ebert-Realschule treffen sich nun auf halber Strecke: „Die beiden Gruppen kommen am 5. September unter dem Fernsehturm in Berlin zusammen. Von dort fahren sie nach Usedom in ein Bildungshaus nahe der polnischen Grenze.“

Schüler treffen sich an der Ostsee

Eine Woche verbringen die Schüler an der Ostsee, wo sie die gemeinsame Zeit genießen können: „Damit setzen wir klar ein Zeichen, dass wir uns von den Ausschreitungen nicht irritieren lassen und bieten den ukrainischen Schülern gleichzeitig etwas Normalität.“

Auch Wolfgang Flik, Lehrer am Bertha-von-Suttner-Gymnasium und das Gesicht des Schüleraustausches, hat aufgrund der Unruhen in der Ukraine die Fahrt nach Saporoshje in diesem Jahr abgesagt. „Im Februar haben wir mit den Eltern und Organisatoren gemeinsam beschlossen, die Jugendlichen nicht in die Partnerstadt reisen zu lassen, denn es ist noch ungewiss, wie es dort weitergehen wird“, erzählt Flik. Viele der Schüler hätten mehr als enttäuscht auf die Absage reagiert: „Seit 14 Jahren fahren wir nun schon nach Saporoshje, da entstehen intensive und emotionale Kontakte. Die Jugendlichen schreiben sich zwar regelmäßig E-Mails, aber ein Treffen ist ja etwas ganz anderes.“

Deshalb überlegte er sich mit den Eltern eine gelungene Alternative: „Im September kommen die ukrainischen Jugendlichen der Schule 46 für zwölf Tage nach Oberhausen und lernen unsere Stadt und die Umgebung kennen.“ Zahlreiche Ausflüge stehen dabei auf der Tagesordnung: Die Zeche Zollverein, der Movie Park, der Kölner Dom und auch Amsterdam gehören zu den besonderen Zielen während des Aufenthalts.

„Erstmals haben wir in diesem Jahr den Flug für die ukrainischen Schüler gesponsert – so verläuft die Planung etwas einfacher“, sagt Wolfgang Flik.

Trotz aller Unruhen wollen sie aber mit den Schulen, Kollegen und Freunden vor Ort weiterhin den Kontakt pflegen: „Es ist zwar noch unklar, wann unsere Schüler das nächste Mal nach Saporoshje reisen werden, aber nur so können wir den Menschen vermitteln, dass wir an sie denken.“