Oberhausen. Die Caritas im Ruhrbistum fordert mehr finanzielle Unterstützung vom Bund - unter anderem für die Migrantenberatung. Auch in Oberhausen sind die Fallzahlen hoch. Teilweise muss eine Beraterin, die nur eine halbe Stelle hat, genauso viele Fälle betreuen, wie jemand, der in Vollzeit beschäftigt ist.

Sie haben ihr bisheriges Leben hinter sich gelassen, um in Oberhausen ein neues zu beginnen, ein Leben, das sicherer ist als das vorherige. Walburga Stortz hilft Migranten aus afrikanischen Ländern, Syrien, dem Irak oder anderen EU-Staaten dabei, Fuß zu fassen. Sie ist Migrationshelferin bei der Caritas. Und eben die startet nun eine politische Initiative, um mehr Mittel für die Migrationsberatung zu bekommen.

Walburga Stortz hat eine halbe Stelle als Migrationsberaterin bei der Caritas in Oberhausen. Es gibt eine Fallpauschale, die besagt, dass auf eine Vollzeitstelle 60 Klienten kommen. „Ich liege bei 64“, sagt Walburga Stortz – wohlgemerkt mit einer halben Stelle. Das ist mehr als doppelt so viel. Rechnet die Beraterin die Familienmitglieder der Klienten dazu, liegt sie bei 202 Personen. Die Belastungen für Migrationsberater wie sie sind enorm groß. Ihr Terminplan ist eng getaktet, all den Klienten kann sie nur durch eine Top-Organisation gerecht werden. „Mal eben vorbeikommen, das geht nicht“, sagt Stortz. Wenn es aber vereinbarte Termine gibt, „dann habe ich für jeden Zeit“, sagt sie. Aber eigentlich bräuchte sie eine ganze Stelle, um der Nachfrage gerecht zu werden.

"Die Bundesregierung will die Mittel nicht erhöhen"

Wie ihr geht es vielen anderen, weshalb die Caritas im Bistum Essen nun eine politische Initiative startet. In einem Brief fordert die Caritas die hiesigen Bundestagsabgeordneten dazu auf, sich für eine Erhöhung der Mittel für Migrationsberatung einzusetzen. „Die Bundesregierung will die Mittel nicht erhöhen – und setzt damit in der aktuellen Debatte ein völlig falsches Signal“, kritisiert Andreas Meiwes, Diözesan-Caritasdirektor für das Bistum Essen.

Allein die Caritas im Ruhrbistum gibt für die Beratungsstellen in Oberhausen, Duisburg, Essen, Bottrop, Hattingen und Bochum bei einem Bundeszuschuss von rund 260.000 Euro jährlich rund 110.000 Euro Eigenmittel dazu. Und die Tendenz ist steigend. „Das können wir nicht mehr lange ausgleichen“, prognostiziert Meiwes.

Anstieg der Asylbewerber

Zum 1. August waren 627 Menschen gemeldet, die Leistungen nach dem Asylbewerberleistungsgesetz beziehen. 174 von ihnen leben in privaten Unterkünfte, 453 in Sammelunterkünften.

Zum 1. September waren 705 Personen gemeldet. Davon leben 182 in privaten Unterkünften, 523 in Sammelunterkünften.

Steigerung um 57 Prozent

Allein bei der Caritas – in Oberhausen bieten auch die Awo und die Diakonie (Jugendmigrationsdienst für 12- bis 27-Jährige) Migrationsberatungen an – ist die Zahl der Erstberatungen in den Jahren 2011 bis 2013 bundesweit um 57 Prozent gestiegen.

Die Anlaufstellen für Zuwanderer leisten eine wichtige Orientierungsarbeit. Walburga Stortz hilft zum Beispiel bei der Vermittlung von Integrationsplätzen, der Betreuung der Kinder während der Kurszeiten oder, bei der Suche nach einer Unterkunft oder bei den Impfungen des Kindes. Der größte Teil ihrer Klienten kommt aus Nigeria, aber es sind auch Migranten aus Afghanistan, Irak, Syrien und anderen EU-Staaten darunter. Es handelt sich um Spätaussiedler oder um Zuwanderer, die gerade ganz frisch ihre Aufenthaltserlaubnis erhalten haben.

Durchschnittlich berät Walburga Stortz pro Fall 13,93 Mal, die durchschnittliche Beratungsdauer beträgt 18 Monate. „Ich hoffe, dass wir nun ganz schnell ins Gespräch kommen“, sagt sie mit Blick auf die Initiative der Caritas. „Wir sind katholisch, aber Wunder können wir nicht vollbringen“, sagt sie. Zumal auch bei den aktuellen Flüchtlingen (siehe Infobox) einige dabei sein könnten, die die Hilfe der Oberhausener Migrationsberaterinnen benötigen