Oberhausen. . Oberhausen war gestern die 21. Station der Floß-Aktion um Musiker Heinz Ratz. Rund 100 Menschen kamen dazu an den Anleger Kaisergarten

„Willkommen! Dobrodosli! Welcome! Hoş geldiniz! Bienvenue!“ Mit einem ebenso großen wie bunten Transparent in vielen Sprachen, mit aufmunterndem Applaus und einer darstellerischen Einlage des Pantomimen „Adrian“ empfingen gestern gut 100 Oberhausener die beiden Flöße der Flüchtlingsaktionstour, die auf ihrem Weg von Nürnberg nach Berlin am Nachmittag am Kaisergarten anlegten. Ziel der Aktion, die der Musiker Heinz Ratz ins Leben gerufen hat: den Blick der Passanten auf die bedrohlichen Situationen und unmenschlichen Bedingungen zu lenken, denen Flüchtlinge oft ausgesetzt sind.

Seltsamer Kontrast zu den vorbeiziehenden Sportbooten

Auf dem Weg zu ihrer 21. Station ihrer Tour – Oberhausen – konnte man die beiden Flöße, schon von weitem ausmachen: Nicht nur, weil sie vom Sporthafen Lirich an Geleitschutz durch Hafenmeister Heinz Brieden und Trommler zu Boot erfahren hatten, sondern auch, weil die Aktionsflöße in ihrer einfachen Konstruktion an die Flüchtlingsboote erinnerten, deren Besatzungen auf ihrem Weg übers Mittelmeer nicht selten Schiffbruch und Tod erleiden. Auf dem Rhein-Herne-Kanal bildeten sie einen seltsamen Kontrast zu den vorbeiziehenden Sport- und Frachtschiffen.

„Schön, dass Ihr da seid“ , hieß Norbert Müller von der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft die Besatzung der Flöße im Namen des Oberhausener Veranstalterbündnis um den Flüchtlingsrat herzlich willkommen und machte das gemeinsame Anliegen deutlich: „Wir wollen hier heute gemeinsam für ein humanes Flüchtlingsrecht eintreten, das das Retten von Menschenleben an die oberste Stelle setzt, statt Europa abzuschotten und das Mittelmeer weiter zu einem Friedhof zu machen.“ Auch für die hier lebenden Flüchtlinge müsse noch einiges erreicht werden – von leichterem Zugang zu Sprachkursen bis zu besserer psychologischer Betreuung.

„Ich möchte Sie im Namen des Oberbürgermeisters und des Rates der Stadt ganz, ganz herzlich in Oberhausen begrüßen“, empfing Sozialdezernentin Elke Münich die Ankommenden. 50 Millionen Menschen seien derzeit auf der Flucht, die höchste Anzahl nach dem Zweiten Weltkrieg. Rund 600 Flüchtlinge lebten aktuell in Oberhausen, führte sie aus – Menschen, denen man eine Perspektive für ein sicheres, sorgenfreieres Leben ermöglichen möchte: „Es ist wichtig, dass wir den ankommenden Menschen helfen, damit sie zur Ruhe kommen, um das Furchtbare, das sie erlebt haben, verarbeiten zu können. Dieser Verpflichtung dürfen wir uns als Stadtgesellschaft nicht entziehen.“