Oberhausen. Die Urogynäkologie im Evangelischen Krankenhaus Oberhausen (EKO) operiert immer öfter minimal-invasiv, wenn Patientinnen wie Brigitte Schmeckenbecher mit Senkungen im Beckenboden zu ihnen kommen. Bis zu 15 Mal am Tag musste die 54-Jährige vor der OP zur Toilette.

Ständiger Harndrang gehört für viele Menschen ab einem gewissen Alter zum Alltag – und ist doch ein großes Tabuthema. In der Klinik für Gynäkologie im Evangelischen Krankenhaus Oberhausen (EKO) können Frauen inzwischen minimal-invasiv operiert werden. Brigitte Schmeckenbecher hat von der sogenannten „Schlüsselloch“-Methode profitiert.

Anfang des Jahres haben die Beschwerden begonnen. Bis zu 15 Mal am Tag habe sie zur Toilette gehen müssen, berichtet Brigitte Schmeckenbecher. Nach einer Blasendruckmessung im Februar saß die 54-Jährige dann im Juni fest entschlossen bei ihrem Frauenarzt. „Ich wollte nur noch operiert werden“, erinnert sie sich an diese Zeit, in der sie ihre Beschwerden tagsüber von der Arbeit und nachts vom Schlaf abhielten.

Schnellere Wundheilung

Im EKO erfuhr die Patientin, dass in ihrem Fall – sie ist relativ jung, schlank, keine Diabetikerin und zuvor nicht operiert worden – ein minimal-invasiver Eingriff infrage kommt. Obwohl es sich bei dem diagnostizierten kombinierten Beckenbodendefekt um einen komplizierten Eingriff handelt.

Wann immer es möglich ist, setzen die Mediziner im Kontinenz- und Beckenboden-Zentrum in der Klinik für Frauenheilkunde auf diese Technik, bei der kaum sichtbare Schnitte gesetzt werden und keine langen Krankenhausaufenthalte notwendig sind. Zuvor seien bei ähnlichen Fällen wie dem von Frau Schmeckenbecher Operationen von der Scheide aus oder Bauchschnitte üblich gewesen, erklärt Chefarzt Stephan Böhmer.

Beckenbodengymnastik als sportliche Aktivität

Besonders die Wunde in der Bauchdecke sei dabei traumatisierend für den Körper gewesen, fügt Facharzt Alexis Phytides hinzu. Heute gelinge die Wundheilung deutlich schneller und einfacher. Böhmer: „So erreichen wir mit niedrigerem Schaden den gleichen Effekt.“

Der Grund für eine sogenannte Senkung im Beckenboden, die Druck auf die Blase ausübt, kann unterschiedlich sein: dehnbares Bindegewebe, Geburten, Operationen. Zwei von drei Frauen sind laut Alexis Phytides betroffen.

„Jede Frau müsste von ihrem Frauenarzt auf ihren Beckenboden aufmerksam gemacht werden“, sagt Oberarzt Veli Saz. Und die Frauen müssten auch selbst etwas tun: Beckenbodengymnastik müsse lebenslang zu ihren sportlichen Aktivitäten gehören. Damit sich erst gar nichts senkt und alle Organe im Unterleib an ihrem anatomisch vorgesehen Platz bleiben.