Oberhausen. Im April fasste Oberhausenerin Marina Roditis den Entschluss, sich selbstständig zu machen – Anfang August gründete sie dann eine Personalberatungsfirma. Doch der Weg war nicht immer leicht. Betrüger wollten etwa 3500 Euro für eine Eintragung ins Handelsregister erbeuten.
Irgendwann im April war es so weit, Marina Roditis fasste ihren Mut zusammen und stürzte sich in das Abenteuer Selbstständigkeit. Von diesem Moment an, war ihr klar: Ein Zurück gibt es für sie nicht. Seitdem fährt sie mit Vollgas voraus, bildet sich fort, liest und lernt ununterbrochen, akquiriert Kunden und baut so ihre Existenz auf und beginnt damit einen ganz neuen Lebensabschnitt.
„Mein Tag hat nun 20 Stunden“, sagt sie lachend. Schließlich sollte gerade der Start in die Selbstständigkeit einfach perfekt sein. Bis auf die Probleme mit einem großen Telefonunternehmen – es kam zu Verzögerungen beim Anschluss – war er das auch fast. Und warum tut man sich einen 20-Stunden-Tag an, wenn man doch eigentlich einen Job hat, in dem man eben nicht 20 Stunden arbeiten muss? „Ich konnte mich nicht so entfalten, wie ich gern wollte“, sagt sie. Und so entschloss sie sich für den Weg in die Selbstständigkeit und überlegte sich, was sie dafür braucht. Und das war mehr als ein Firmenname und eine Internetseite.
Geschäftsplan erarbeiten und aufstellen
Man nehme außerdem: eine gute Gründer-Beratung. Die bekam sie bei der IHK, bei der Arbeitsagentur und dem Verein „Alt hilft Jung“. Sie erstellte einen Geschäftsplan, überlegte sich eine Unternehmensstruktur, definierte ihre Ziele und ihre Verdienst- wie Investitionsmöglichkeiten, belegte Seminare, las viele Bücher und nahm Kontakt zu einer Werbeagentur auf, die ihr die Webseite gestaltete und bei der Namensfindung behilflich sein sollte. Doch auf den Titel ihrer Firma kam sie eines Nachts von ganz allein. Inpecus – so heißt ihre Personalberatung nun. Es ist die Abkürzung für Integration of People, Culture and Strategy (Integration von Menschen, Kultur und Strategie). Marina Roditis hat sich zur Aufgabe gemacht, Personalmanagementprozesse, die in einer Muttergesellschaft entwickelt worden sind, an weiteren Standorten in Deutschland oder im Ausland umzusetzen und zu standardisieren. Dazu gehört auch die psychologische Betreuung der entsandten Mitarbeiter und ihrer Familien, die die jeweiligen Kulturen berücksichtigt. Dabei möchte Roditis vor allem die Fühler Richtung Asien ausstrecken, da sie in diesem Kulturraum bereits Erfahrungen gesammelt habe. Aber als gebürtige Griechin reizt sie auch der Mittelmeer-Raum.
Dass so viel Arbeit auf Marina Roditis zukommen würde, hätte sie nicht gedacht – weshalb sie davon ausging, dass der 1. August ein guter Starttermin wäre. Wohlgemerkt: Im April fasste sie den Entschluss. Zwar hat die Oberhausenerin noch jede Menge Punkte auf ihrer Aufgabenliste stehen, dennoch ist sie froh, dass es nun endlich los gegangen ist. Und ein wenig stolz darauf ist sie auch. Doch sie vergisst ebenfalls nicht die ersten Schockminuten, die sie erlebt hat. Irgendwann war es so weit: Sie hat sich über ihren Notar für das Handelsregister angemeldet. Nachdem sie eine Handelsregisternummer vom Amtsgericht erhalten hatte, flatterten ihr Rechnungen ins Haus. Sieben an der Zahl, jeweils über mehrere hundert Euro, Gesamtsumme: 3500 Euro.
Rund 1500 Neugründungen gibt es in Oberhausen pro Jahr
Rund 1500 Neugründungen gibt es in Oberhausen pro Jahr. Beliebt sind bei Existenzgründungen vor allem der Onlinehandel, das Gastgewerbe (Restaurants) und der Dienstleistungsbereich.
Wer sich selbstständig machen möchte, sollte sich gut informieren. Eine gute Gelegenheit ist die Gründermesse, die am Samstag, 20. September, zum achten Mal in Oberhausen stattfinden wird. In der City präsentieren sich dann junge Unternehmen.
Erste Ansprechpartner sollten die Agentur für Arbeit, die Wirtschaftsförderung, die Handwerkskammern und die IHK mit dem Startercenter NRW sein. Existenzgründer erhalten einen Gründungszuschuss und vergünstigte Darlehen.
Die sollte sie innerhalb der nächsten drei Tage zahlen – für die Eintragung ins Handelsregister. Roditis’ erster Gedanke: „Ich bin pleite, bevor ich angefangen habe.“ Dann atmete sie einmal tief durch, dachte nach, informierte sich und erfuhr, dass ihre Eintragung ins Handelsregister eigentlich nicht mehr als um maximal 500 Euro kosten sollte. Fazit: Sie hatte es mit Betrügern zu tun. Gefahr erkannt, Gefahr gebannt. Auch solche Erlebnisse gehören zu einer Existenzgründung. Wichtig, so ihr Rat, ist eine fundierte Information bei den zuständigen Stellen (siehe Infokasten). Wenn sie von ihrer neuen Existenz spricht, nennt sie es eine „tolle Herausforderung“ – und will anderen Mut machen, sich ebenfalls in die Selbstständigkeit zu trauen. Allerdings, so lautet ihre Empfehlung: Man muss mit dem Herzen dabei sein und voll hinter seiner Entscheidung stehen.