Oberhausen. Wegen ihres zu hohen Blutdrucks nimmt die Sterkraderin seit Jahren das gleiche Medikament. 10 Euro zahlte sie in der Apotheke immer dazu. Doch jetzt fiel sie aus allen Wolken, denn die Zuzahlung lag diesmal bei schlappen 63,45 Euro.

Wegen ihres zu hohen Blutdrucks nimmt die Sterkraderin seit Jahren das gleiche Medikament. Am Preis für das vom Arzt verschriebene Präparat hat sich kaum etwas verändert – unter 10 Euro zahlte die Frau seit Jahren in der Apotheke dazu, wenn sie ihr Kassenrezept vorlegte. Bis jetzt: Aus allen Wolken sei sie gefallen, berichtet die Frau im Lesercafé, als sie kürzlich in der Apotheke ihr Blutdruck-Medikament abholte. Denn die Zuzahlung lag diesmal bei schlappen 63,45 Euro.

Diese drastische Kostenerhöhung ist kein Einzelfall. Ulf Brenne, Sprecher der Oberhausener Apotheker, berichtet von vielen Kunden, die für vom Arzt verschriebene Blutdruck-Medikamente und auch Psychopharmaka seit Juli mehr zahlen müssen als bisher: „Der Unmut und auch die Verunsicherung der Kunden ist groß.“

Höchstpreise der Krankenkassen

Grund für die Preissteigerung ist, dass ein auch mit Ärzten und Vertretern der Krankenkassen besetzter Bundesausschuss die vereinbarten Festbeträge für 13 Arznei-Mittelgruppen gesenkt hat.

Das sind Höchstpreise, die Krankenkassen für ein Präparat übernehmen. Diese Festbeträge ist wichtig für Patienten: Liegt der Verkaufspreis eines Präparats darunter, muss er nichts zuzahlen. Übersteigt der Preis eines Arzneimittels aber den mit der Kasse vereinbarten Festbetrag, muss der Versicherte diese Mehrkosten tragen.

"Nicht immer gibt es ein Ausweichpräparat"

„In der Vergangenheit sind die Festbeträge immer mal wieder gesenkt worden, meist haben die Hersteller dann aber den Verkaufspreis der Medikamente gesenkt“, sagt Brenne. Das haben einige Hersteller dieses Mal nicht getan. In der Folge ist die Zahl der zuzahlungsbefreiten Medikamente um ein Drittel auf rund 3500 Präparate gesunken. Zugleich fallen höhere Mehrkosten für Arzneien an, für die bisher nur die reguläre Zuzahlungsgebühr von 5 bis 10 Euro fällig war.

Brenne vermutet, dass sich einige Ärzte dieser Umstellung nicht bewusst gewesen waren und deshalb Patienten die gewohnten Präparate verschrieben. „Die waren aber jetzt deutlich teurer.“ Oftmals blieb kein anderer Weg, als die verärgerten Kunden zurück zum behandelnden Mediziner zu schicken. „Oder wir haben den Kontakt zum Arzt gesucht, um ein alternatives Medikament zu finden“, sagt Brenne. Günstigere Generika gebe es bei Blutdruck-Senkern wie „Olmetec“ und „Votum“ noch nicht.

Auch die Sterkraderin, die sich über die Preissteigerung geärgert hatte, nimmt ein anderes Medikament. Doch sie sieht meint: „Nicht immer gibt es ein Ausweichpräparat. Und was macht derjenige, der sich das teure Medikament nicht leisten kann?“