Oberhausen. . Rund zwei Monate nach dem verheerenden Pfingststurm Ela kämpfen Bürger in Oberhausen mit den Schäden des Unwetters. Quasi über Nacht holzen die Stadttochter Oberhausener Gebäudemanagement GmbH OGM und der Landesbetrieb Straßen NRW Baumbestand in Vonderort ab.
Rund zwei Monate ist es her, dass Sturmtief Ela über Deutschland fegte. Die Gewitterfront, die am Pfingstwochenende auch in Oberhausen wütete, hinterließ eine Schneise der Verwüstung im Ruhrgebiet; Oberhausen ist da noch glimpflich davongekommen. Doch auch hier kämpfen Bürger mit den Folgen des nur eine halbe Stunde andauernden Juni-Orkans.
In Vonderort und im Knappenviertel regen sich derzeit Anwohner über das Verhalten der Stadt auf – doch aus völlig gegensätzlichen Gründen.
Sauerstoff und Lärmschutz
Hans Schäper ist entsetzt. Der 69-Jährige Anwohner steht an der Arminstraße in Vonderort vor dem Berg aus Holzstümpfen und abgesägten Ästen, er zuckt ratlos mit den Schultern: „Die Bäume waren Sauerstoff und Lärmschutz zugleich. Und schön sieht das ja jetzt wohl auch nicht aus.“ Hinter dem toten Geäst ragt eine Betonwand hervor. Ständig brettern auf der anderen Seite Autos über den Asphalt. Das Rauschen der A42 bestimmt die Geräuschkulisse.
Aktion läuft weiter
Weiterhin läuft die Aktion „WAZ pflanzt Bäume“, bei der der Nabu unser Partner ist. Mit den gesammelten Geldern werden Bäume in den Revier-Städten gepflanzt, die vom Pfingststurm „Ela“ getroffen wurden.
Das Spendenkonto ist: Bank für Sozialwirtschaft (BLZ 370 20500), Konto 112 12 23, Stichwort: Baumpaten. IBAN: DE72 3702 0500 0001 1212 23; BIC: BFSWDE33XXX.
Seit 15 Jahren wohnt Schäper nun schon an der Wiesenstraße, welche an die Arminstraße grenzt. Um die Bäume wurde sich, nach seiner Aussage, noch nie gekümmert. „Und jetzt machen die hier einfach Kahlschlag und keiner weiß warum. Man wird einfach vor vollendete Tatsachen gestellt.“
In der Nachbarschaft der Arminstraße gibt es kaum noch ein anderes Thema als die nun sichtbar und verstärkt hörbar gewordene Autobahn. Aus den Gesprächen unter den Nachbarn wachsen ganz eigene Theorien zu den gefällten Bäumen. Wollen die etwa eine höhere Lärmschutzwände errichten? Verbreitern die da etwa die Autobahn?
21 Bäume gefällt
„Für mich ist es offensichtlich, dass die Bäume hier teilweise noch kerngesund sind“, sagt Schäper. „Die Arbeiter von der OGM sagten allerdings, die wären alle völlig hinüber.“ Alexander Höfer, Pressesprecher von der Stadttochter Oberhausener Gebäudemanagement GmbH (OGM), bestätigt dies: „An der Arminstraße wurden 21 Bäume gefällt, die tatsächlich vom Sturm stark geschädigt wurden.“ Für die restliche Rodung der Bäume auf dem seitlichen Hang zur Autobahn sei aber der Landesbetrieb Straßen.NRW verantwortlich – und nicht die OGM.
Der Landesbetrieb gibt an, dass solche Rodungen nur in Ausnahmefällen zwischen März und Oktober durchgeführt werden, etwa wenn die Sicherheit des Verkehrs gefährdet sei. Dies müsse bei der Arminstraße der Fall gewesen sein, sagte eine Sprecherin.
Anwohner fürchten sich vor ihren Bäumen
Nur zehn Minuten von der Arminstraße entfernt, auf der anderen Seite der A42, im Knappenviertel, sieht die Beurteilung der Baumsituation in der Stadt ganz anders aus. An der Rudolfstraße hat Sturmtief Ela besonders schlimm gewütet. Die Anwohner hier betrachten die schönen großen Platanen nun jedoch als erhebliches Problem, das ihnen die Lebensqualität raubt. „Wir sind mit den Nerven runter. Seit dem Pfingststurm leben wir hier in Angst“, sagt Doris Peinemann.
Auf das Haus der 75-Jährigen war am Sturmwochenende ein dicker Straßenbaum mit einer riesigen Krone gestürzt. Die Zerstörung des Hauses fiel so stark aus, dass die Peinemanns für sechs Wochen in eine Ferienwohnung umziehen mussten. Jetzt stehen noch immer Bäume auf der Rudolfstraße, die nach Auffassung der Anwohnerin die Häuser bedrohen.
Unzufrieden mit bisherigen Aktionen
Dies sieht auch die Doris Peinemanns Tochter Sabine Kowalk so. Sie wohnt ebenfalls auf der Rudolfstraße/Ecke Bermensfeld. Mit den bisherigen Aktionen der Stadt ist sie unzufrieden: „Wir fragen uns, ob erst jemand verletzt werden muss, bevor hier gehandelt wird.“
Alexander Höfer, Sprecher von der Oberhausener Gebäudemanagement GmbH (OGM) erklärt, dass entsprechende Schritte schon geplant seien: „Im September wird sich ein Sachverständiger die Bäume ansehen. Dann wird entschieden, welche Schnittmaßnahmen ergriffen werden müssen.“ Für Kowalk ist das zu spät: „Uns hat man gesagt, ein Experte komme erst im Herbst. Bis dahin aber hat sich die Situation doch längst verändert.“
Momentan lebt Familie Peinemann auf einer Baustelle. Zur Zeit werden die Sturmschäden des Hauses noch repariert. „Wir wollen einfach nicht, dass alles fertig ist und uns der nächste Ast wieder alles kaputt macht“, sagt Kowalk.