Oberhausen. Die Schmachtendorferin Ricarda Frädrich bietet Äthiopiern Hilfe zur Selbsthilfe. Hand-Ölmühlen und jetzt auch Solarkocher erhöhen Einkommen der Dörfler. Das bedeutet neue Arbeitsplätze und Einsparung von Zollgebühren. Die Diplom-Ingenieurin freut sich über den Erfolg .

Als die Schmachtendorferin Ricarda Frädrich im vergangenen Jahr mit zwei einfachen Hand-Ölmühlen nach Äthiopien reiste, ahnte sie nicht, dass sie damit ein erfolgreiches Selbsthilfeprojekt in Gang setzen würde. Inzwischen finden diese einfach zu betreibenden und herzustellenden Ölmühlen Verwendung in ländlichen Gebieten. Die Oberhausenerin unterstützt damit ihren Bruder, der in dem afrikanischen Land im Auftrag der internationalen Entwicklungshilfe Projekte betreut.

Die Diplom-Ingenieurin freut sich über den Erfolg – und hat auch gleich das Speiseöl mitgebracht: „Da schmeckt man den Unterschied von vollkommen naturbelassenen Produkten zu denen, die wir hier meist bekommen.“

Dass die Hilfsmittel so einfach wie möglich sein sollten, weiß sie von früheren Reisen nach Äthiopien: „Viele Dörfer sind noch ohne Strom und Wasser.“ Jetzt stellen die Frauen beispielsweise in dem Örtchen Shire mit den Hand-Ölmühlen aus lokalen Pflanzensamen wie Sesam, Leinsamen, Sonnenblumen und Färberdistel ein hochwertiges, kaltgepresstes Speiseöl her, das sie auf dem Markt verkaufen.

Solarkocher sorgen für mehr Selbstständigkeit

Inzwischen werden die Hand-Ölmühlen in der Hauptstadt Mekelle im Tigray hergestellt: „Das bedeutet neue Arbeitsplätze und Einsparung von Zollgebühren.“

Das aus Oberhausen unterstützte Projekt baut die Selbsthilfe sogar noch weiter aus – Solarkocher sind ein weiteres Standbein für mehr Selbstständigkeit und ein besseres Einkommen. „Immerhin scheint in Äthiopien die Sonne ziemlich kräftig“, schmunzelt Ricarda Frädrich.

Das hilft beispielsweise bei der Tomatenverarbeitung. Frädrich: „In der Region Tigray werden viele Tomaten angebaut. Sie werden frisch zu niedrigen Preisen auf den Märkten verkauft. Die Bauern können kaum gute Preise erzielen, da reife Tomaten nicht lange halten. Also müssen die Bauern sie oft zu Schleuderpreisen verkaufen.“ Zur Haltbarmachung fehlten den Menschen bisher die Mittel. Frädrich: „Solaranlagen helfen hier.“

Solaranlagen ermöglichen TV in abgelegenen Gebieten

Und so eine Solaranlage kann nicht nur kochen. „Mit der thermischen Solarenergie kann man die Tomaten kochen, dehydrieren und sterilisieren. Und sie kann als photovoltaische Energie zum elektrischen Zerkleinern und Vakuumieren der Verpackungen genutzt werden.“

Die Haltbarmachung der Tomaten erfolgt also nur durch umweltverträgliche Sonnenenergie. Ricarda Frädrich hat genau zugeschaut, wie das geht: „Die Kraft der Sonne bringt 20 Kilo Tomaten zum Kochen und dann fast 13 Liter Wasser aus dem Tomatensaft zum Verdampfen. Übrig bleiben etwa acht Kilo würziges, leckeres Tomatenmark.“ Auch hier schwärmt die Schmachtendorferin vom unverfälschten Geschmack. Das Mark wird verpackt und sterilisiert. Nun ist es länger ungekühlt haltbar.

Abgesehen von der Tomatenverarbeitung können die Solaranlagen noch mehr: Sie ermöglichen Fernsehen und Handy-Aufladen auch in abgelegenen Dörfern. Frädrich: „Sogar Internet und E-Mail sind denkbar, was besonders bei der Jugend gefragt ist. Und nicht zu vergessen – die beliebten Fußballspiele der englischen Liga, die das äthiopische Fernsehen an jedem Wochenende ausstrahlt.“