Oberhausen. Das neue Leben des Gasometers geht mit Reviergeschichte an den Start. Besucher lüften ein Geheimnis. Niemand weiß, was mehr fasziniert, der Raum oder die Ausstellung „Feuer und Flamme“. Erfolg führt zur Gründung der Gasometer GmbH. Weitere Ausstellungen folgen. 2000 zieht der Fußball ein.
Nachdem der Stadtrat grünes Licht für die neue Nutzung des Gasometers gegeben hatte, begann sein Umbau zur Ausstellungshalle. Die Pläne lieferte der Berliner Architekt Jürg Steiner von der deutschen Babcock Anlagen GmbH, 15,98 Millionen DM wurden investiert.
Die Grundstruktur des Gasspeichers, der den gläsernen Panoramaaufzug erhielt, blieb dabei erhalten. Dass das so war, verdankt der Riese im Grunde einem Scheitern. „Ursprünglich war ein Turm im Turm geplant“, sagt Jeanette Schmitz, Geschäftsführerin der Gasometer GmbH. „Der Brandschutz meldete Bedenken an und die Kosten wären zu hoch gewesen. Erst später stellte sich heraus, dass so die bessere Lösung zustande kam.“
Erst zögerlich, dann Feuer gefangen
Besser, weil die Atmosphäre des gewaltigen Raumes erhalten und erlebbar blieb. „Mit großer Spannung erwarteten die Bürger die erste Ausstellung, vor allem, weil kaum jemand ahnte, wie es im Inneren des Riesen aussah. Der Raum war ein Geheimnis, vor dem Umbau nicht begehbar, weil sich unterhalb der Scheibe das Gas befand.“
Um die Resonanz der Besucher auf die erste Ausstellung „Feuer und Flamme“, präsentiert von der IBA, (Internationale Bauasusstellung Emscherpark), die die Geschichte des Reviers erzählte, sorgten sich die Macher hingegen sehr stark. „Ein unbekannter Ort in einer Region, in der eher weniger Ausstellungsgänger wohnen“, sagt Schmitz. Während das Interesse dem entsprechend zunächst auch enttäuschend war, entwickelte es sich dann erstaunlich. Schmitz: „Optimisten hatten 80 000 Besucher eingeplant, es kamen 190 000, 100 000 in den letzten Monaten.“ Das Ausstellungsteam punktete mit dem, was die Reviermenschen kannten, mit Alltagsgegenständen und Industrie-Exponaten.
Inhaltlich Einfluss nehmen
Der Erfolg führte zur Gründung der Gasometer GmbH, die den Auftrag erhielt, weitere Ausstellungen zu realisieren: Konzepte zu entwickeln und die Finanzierung sicher zu stellen. „300 000 Besucher müssen schon kommen, damit wir überleben“, sagt die Geschäftsführerin heute. Die Produktionskosten dürften nicht zu hoch sein, Sponsoren müssten gefunden werden. Das gestalte sich mal leichter und mal schwieriger aber: „Es war noch nie jemand dabei, der inhaltlich Einfluss nehmen wollte“, betont Jeanette Schmitz.
Nach einer Wiederauflage von „Feuer und Flamme“ kam 1996 „Ich Phönix“, eine Kunstausstellung, längst nicht so gut besucht wie die Ruhrgebietsschau. Einen vorläufigen Besucherrekord verzeichnete „Der Traum vom Sehen“, mit Sponsoring von Fernsehsendern und dem Land NRW und geöffnet 1997 und 1998 während der Sommerzeit. 540 000 Tickets wurden verkauft.
Fußball im Jahr 200
Ein Knaller folgte dann 1999: Christo und Jeanne Claude installierten The Wall“, womit sie nicht nur dem gewaltigen Raum trotzten, indem sie ihm etwas entgegen setzten, sondern auch den Ruf der Kulturtonne in die Welt hinaus trugen. Wieder war es IBA-Chef Karl Ganser, der das wohl bekannteste Künstlerpaar einlud, die Industriekathedrale zu gestalten.
Als Kontrastprogramm dazu, zog im Jahr 2000 der Fußball ins „größte Museum der Welt“ ein, wie Jeanne Claude den Gasometer getauft hatte. Anlass war das 100-jährige Jubiläum des Deutschen Fußballbunds. (Fortsetzung folgt).