Oberhausen. Der Gasometer Oberhausen wird in Kürze 75 Jahre alt. Eigentlich hätte nach 55 Jahren Schluss sein sollen - doch es kam anders. Zur Feier des Jubiläums öffnete erstmals eine Bar auf dem Dach des einst größten Gasspeichers Europas.
Doppeltes Jubiläum feiert der Gasometer am Samstag, 16. August. Vor 75 Jahren ging er als größter Gasspeicher Europas in Betrieb, mit „Feuer und Flamme“ im Jahr 1994 begann vor 20 Jahren sein zweites Leben als weltweit einzigartiger Ausstellungsraum mit Aussichtsplattform und Theater-Arena auf der oberen Ebene.
Die Dach-Bar: Party in luftiger Höhe
Ganz oben, in 110 Meter luftiger Höhe, soll das Jubiläum auch gefeiert werden, in der Dach-Bar von 18 bis 22 Uhr mit Blick über das abendliche Ruhrgebiet, geöffnet für alle Besucher der derzeitigen Ausstellung „Der schöne Schein“. Zusätzlich gibt es für die Geburtstagsgäste den ganzen Tag lang kostenlose Führungen.
Niemand zweifelt heute mehr daran, dass es richtig war, den „Riesen am Kanal“ zu erhalten. Doch vor zwei Jahrzehnten war das völlig anders. Nehmen wir einmal den WM-Vergleich: Wer hat denn wirklich vor Beginn des Turniers auf den vierten Stern für Deutschland gewettet? So wie viele skeptische Fußball-Fans am Titelgewinn des Löw-Teams, zweifelten auch viele Oberhausener Stadtverordnete und Bürger in den 90er Jahren daran, dass der Erhalt des Gasspeichers realisierbar wäre, ohne das damals schon knappe Haushalts-Budget der Stadt so stark in Anspruch zu nehmen, dass andere, wichtige Aufgaben zu kurz kämen.
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Nurknappe Mehrheit für Gasometer
Für die Ruhrkohle AG, der der Gasometer gehörte, war der Abriss des Riesen so gut wie perfekt, als die Diskussion Fahrt aufnahm: Karl Ganser, Chef der Internationalen Bauausstellung Emscherpark (IBA), trieb die Idee voran, dass die Stadt mit einer Kombination aus Identität und Neuem punkten sollte. Bürgerinitiativen, von vielen als Visionäre verschrieen, unterstützten ihn. Es gab hitzige Debatten.
1993 stimmten die Stadtverordneten ab. „Rat befürwortet Gasometer-Folgenutzung“, titelte damals die WAZ. Eine Sensation. Zwar hatte sich die gesamte Stadtspitze dafür stark gemacht, doch die Befürworter der Mehrheitspartei SPD hatten in fraktionsinterner Sitzung zuvor nur eine knappe Mehrheit erzielt.
Erfolgreicher als erwartet
„Entscheidend für die Zustimmung waren die Auflagen“, sagt Jeannette Schmitz, Geschäftsführerin der Gasometer GmbH. „Für die Stadt durften weder Investitions- noch Betriebskosten anfallen, und das gilt bis heute.“ Die zweite Auflage war, dass die IBA die erste Ausstellung, „Feuer und Flame“, realisierte. „Der Umbau wurde zu 90 Prozent vom Land finanziert, zehn Prozent Eigenanteil brachten die von der RAG eingesparten Abrisskosten ein“, sagt Schmitz.
Dass die erste Ausstellung „Feuer und Flamme“, die die Geschichte des Ruhrgebiets erzählte, dann erfolgreicher war, als die kühnsten Visionäre erwartet hatten, trieb die Erfolgsgeschichte der Riesen weiter voran und führte zur Gründung der Gasometer GmbH im Jahr 1995.