Obergausen. Inge Mathes geht nach sechsjährigem Gastspiel in unserer Stadt nun nach Göttingen. Neue Aufgaben rufen. Das Ruhrgebiet hat sie mit dem Rad erkundet, hat die kulturelle Vielfalt der Metropole voll ausgenutzt. Einmal fuhr sie sogar ins Bergwerk ein. „Das war Wahnsinn!“
Als sie vor sechs Jahren nach Oberhausen kam, dachte sie, es würde höchstens ein Gastspiel für zwei Jahre. „Längere Verträge gibt’s in unserer Branche nicht“, sagt Inge Mathes, zuständig für die Öffentlichkeitsarbeit des Theaters. Deshalb hat sie Umzugskisten auch im Keller aufbewahrt. Jetzt braucht sie sie wieder, denn: Göttingen ruft. „Es hat sich so ergeben. Doch ich gehe mit weinendem Herzen.“
„Alles war für mich neu“
Vor Beginn der Spielzeit 2008/2009 kam sie als Ruhrpott-Einsteigern. „Alles war für mich neu. Ich kannte weder den Intendanten Peter Carp noch das Ensemble noch die Stadt, noch das Ruhrgebiet. Das Kennenlernen am Haus ging schnell, aber auch die Oberhausener haben es mir leicht gemacht, anzukommen.“
Mit dem Fahrrad erkundete sie Stadt und Umgebung. „Im ersten Jahr habe ich den Sommer hier verbracht. Erst habe ich mich ziemlich häufig verfahren.“
Ein Schock war es für Inge Mathes schon, als ihr die für die Existenz des Theaters höchst bedrohliche finanzielle Lage der Stadt so richtig klar wurde. „Ich wusste nicht, wie ich das einzuschätzen hatte.“ Doch dann kamen Woyzeck und Tartuffe an einem Wochenende im Doppelpack. „Ein Bombenstart, der uns alle beflügelt hat. Tolle Kritiken, wir waren im Erfolgsrausch.“ Carps Erfolgskonzept mit musikalischen Formen des Sprechtheaters, dem Engagement junger spielwütiger Schauspieler und interessanter Regisseure sowie neuem Schwung fürs Kinder- und Jugendtheater fruchtete, das Ensemble spielte sich zurück in die oberste NRW-Liga und setzte mit der Nora-Inszenierung von Herbert Fritsch ein Ausrufezeichen in der deutschsprachigen Theaterlandschaft. Von der positiven Stimmung getragen, machte es Inge Mathes natürlich besonders viel Spaß, für „ihr“ Theater zu werben. „Ich hoffe, dass es weiterhin erfolgreich bleibt.“
Ihre Freizeit nutzte Inge Mathes voll aus, um die kulturelle Vielfalt der Region zu erkunden. „Da bin ich ganz Metropolenfrau.“ Alle Ruhrgebiets-Theater hat sie besucht. „Ein Lieblingskind von mir sind die Mülheimer Theatertage.“ Die Oberhausener Kulturfreunde kennen sie alle. Ob bei Ausstellungseröffnungen oder bei den Kurzfilmtagen – Inge Mathes war immer da. Sie ist leidenschaftliche Kinogängerin, Nutzerin von Bibliothek und Volkshochschule. „Dort belegte ich jedes Jahr meinen Englischkurs.“ Die Industriekultur hat Inge Mathes schwer beeindruckt, der Gasometer, der Landschaftspark Duisburg Nord, Zeche Zollverein. Und sie hat sich sogar den Wunsch erfüllt, einmal in ein Bergwerk einzufahren. „In Bottrop auf der Zeche Prosper war ich unter Tage, das war der Wahnsinn.“