Oberhausen. . Der Künstler Becker Schmitz machte seinen Meisterschüler an der Freien Akademie der Künste in Essen. In seinem Atelier im Kusthaus Haven erzählt er von sich und seiner Kunst. Allein in diesem Jahr hat er elf Ausstellungen.

Eigentlich heißt er ja Stefan Becker Schmitz. Aber wenn es um die Kunst geht, firmiert der 34-Jährige allein unter dem Namen Becker Schmitz. So kennt man den Ruhrpottler dann auch schon eher in der Szene.

Becker Schmitz hat sein Atelier in einem ehemaligen Klassenraum der alten Havensteinschule, im Kunsthaus Haven. Hier steht ein Fahrrad, das eigentlich ein Kunstwerk ist. Dort stehen massenhaft Dosen mit Acrylfarben im Regal. Hier steht Opis alter Sessel, in dem Becker Schmitz Platz nimmt, um von sich und seiner Kunst zu erzählen.

Einmal im Jahr ein Hirsch

Dass er in Moers geboren wurde zum Beispiel. Dass da schon immer diese Kunstaffinität gewesen sei, er auch im Abitur einen Leistungskurs Kunst gehabt habe. Doch dann studierte er zunächst mal Soziologie und Entwicklungspsychologie, ehe sich Stefan Becker Schmitz in Essen an der Freien Akademie der Künste bewarb.

Die Akademie nahm ihn an. 2010 machte er seinen Meisterschüler in Malerei und interdisziplinärer Kunst bei Wolfgang Hambrecht und Stephan Paul Schneider. Jetzt malt er einmal im Jahr einen Hirsch, sagt er scherzhaft. Denn eigentlich kommt er bei elf Austellungen allein in diesem Jahr nicht wirklich dazu, Hirsche zu malen. Obwohl gerade diese stolzen Tiere wie auch Pferde Thema seiner Meisterprüfung waren.

"Es geht über das Motiv hinaus"

Den Hirsch wählte er, weil der in Deutschland für Kraft herhalten muss - auf jenen kitschigen Bildern, die wohl jeder kennt. Bei Becker Schmitz jedoch stand nicht der Hirsch im Vordergrund, sondern die Malerei. „Nicht das Motiv, nur das Malmaterial kann bildgebend also bildimmanent sein, der Weg dorthin spielt da keine Rolle“, sagt Stefan Becker Schmitz.

„Hier sieht man, was ich mache“, erklärt er seine Kunst genauer. Becker Schmitz zeigt auf ein Bild aus dem Jahr 2011, das er „Quiet Riot“ genannt hat. Eine wunderbare Arbeit, die sofort fesselt. Darauf zu sehen sind Bäume an einem Ufersaum. Irrlichter. Dieses Bild wirft bei näherer Betrachtung Fragen auf. Sind das wirklich Bäume, ist das Wasser, handelt es sich tatsächlich um eine Landschaft?

„Es geht über das Motiv hinaus“, erklärt der Maler. „Quiet Riot“ besteht fast nur aus Tropfen, Schlieren, Pünktchen und Pigmenten. „So sind alle meine Bilder“, sagt Becker Schmitz. Das gebe dem Ganzen Tiefe. Und es ist eindeutig eben nicht eindeutig, nicht mal was die Farbe betrifft. „Schwarz ist nicht Schwarz“, sagt der Künstler, der darauf pocht einen Baum zu malen, ohne einen Baum zu malen. Wer neugierig geworden ist, „Quiet Riot“ wird ab September in der Ludwiggalerie im Schloss Oberhausen zu sehen sein.

Museum Kunstpalast

Becker Schmitz, der von seiner Kunst lebt, der schon ein Bild an das Museum Kunstpalast in Düsseldorf verkaufte, arbeitet viel mit Ölfarbe, weil die in Brillanz und Haltbarkeit nicht zu toppen sei. Die Ölfarbe kombiniert er dann mit Acryl, Tuschen, Lacken oder Tempera Farbe.

„Ich interessiere mich für Alltagsgegenstände, Folien, Kabel, Latten, die ich so im Raum verbaue, dass Aspekte von Bild als auch Raum zu einem Gesamtkunstwerk verschmelzen“, beschreibt er einen anderen Part seiner Arbeiten.

Bei Becker Schmitz ist ein Post-it eben kein Post-it und eine Rettungsfolie auch weitaus mehr als ein simpler goldglitzernder, wärmender Stoff. Das bewies der Künstler gerade eben erst auf Madeira, wo er gemeinsam mit Künstlerkollegen ein Kunstwerk entwarf. Demnächst ist Stefan Becker Schmitz - ruhelos ist das Künstlerleben - dann auf Sardinien aktiv.