Oberhausen. Weniger Gäste bedeuten für die Schützen auch weniger Einnahmen. Viele Vereine sehen sich deshalb gezwungen zu handeln: Ein Festzelt ist für manche so nicht mehr drin oder müssen kleinere ordern. Forderungen nach Ausnahmeregelungen für das Brauchtum werden deswegen laut.
Das Rauchverbot zwingt viele Oberhausener Schützenvereine zum Umplanen. Wegen sinkender Einnahmen und zurückgehender Besucherzahlen müssen sie in kleinere Festzelte wechseln oder sich andere, günstigere Räumlichkeiten suchen. „Das traditionelle Feiern in einem Festzelt könnte bald ganz aussterben“, befürchtet Gerhard Müller, erster Vorsitzender des St. Sebastianus Schützenvereins 1893 Oberhausen-Lirich. Und Heino Schemmann, Pressereferent des Schützenkreises 011 Oberhausen/Mülheim, ergänzt: „Viele Vereine werden womöglich nur noch alle zwei Jahre ihr Fest ausrichten können.“
Allein rund 3500 Euro koste ein Festzelt, rechnet Schemmann vor. Hinzu kämen die Kosten für Strom, Gas, Wasser, Gema sowie für externe Musiker und Künstler. „Dieses Geld muss man erstmal wieder reinholen“, betont er. Das Rauchverbot, dass das genüssliche Ziehen am Glimmstängel im Zelt verbietet, schrecke jedoch mittlerweile viele Gäste ab. Gleichzeitig würden die anwesenden Besucher weniger essen und trinken, da sie viel Zeit in den ausgelagerten Raucherbereichen verbringen, so Schemmann.
Kleineres Zelt geordert
Im Fall der Liricher Schützen nahm das Interesse in der Bevölkerung um die Hälfte ab, so dass klare Konsequenzen unumgänglich waren: Um Kosten zu sparen, feiern die Schützen von St. Sebastianus mittlerweile in der eigenen Schießsportanlage. „Und dafür ist das Rauchverbot ganz eindeutig mitverantwortlich“, schimpft Gerhard Müller.
Auch der Bürgerschützenverein 1882 Osterfeld, der am kommenden Wochenende feiert, hat längst reagiert: Wegen einem Fünftel weniger Besucher im Vorjahr, die das Fest zum Minusgeschäft machten, wurde diesmal kurzerhand ein etwas kleineres Zelt geordert. Auf diese Weise wollen die Schützen wieder auf eine schwarze Null kommen.
Gemütlichkeit leidet
Doch nicht nur die Kostenfrage bereitet den meisten Oberhausener Schützenvereinen Kopfzerbrechen: „Der ganze traditionelle Verlauf eines Festes mit seinen Auszeichnungen und Ehrungen wird durch das Rausgehen und Reinkommen der Raucher beeinträchtigt“, konstatiert Günter Achzenick, erster Vorsitzender des ABSV Buschhausen 1950. „Das geht auf Kosten der Geselligkeit und Gemütlichkeit. Eine ausgelassene Stimmung wie früher kommt gar nicht mehr auf.“
Aus Sicht vieler Schützen gibt es daher nur einen Ausweg aus der aktuellen Misere. „Solche Brauchtumsveranstaltungen wie unsere Feste sollten vom Rauchverbot ausgeschlossen werden“, fordert Michael Schemann, erster Vorsitzender des BSV 1865 Schmachtendorf. „Und das sage ich als Nichtraucher.“