Oberhausen. . Pastor Gerd Wittka ist einer von zwei Seelsorgern im Johanniter-Krankenhaus in Oberhausen-Sterkrade. Auf unprätentiöse Art steht der katholische Geistliche den Kranken und dem Klinikpersonal bei. Er kennt den tröstenden Wert solch einfacher Worte wie: „Ich bleibe bei Ihnen. Ich lasse sie nicht allein.“

Zum verabredeten Termin kann Pastor Gerd Wittka nicht pünktlich erscheinen. Der Seelsorger im Johanniter-Krankenhaus wird an anderer Stelle viel dringender gebraucht. Ein Patient ist soeben gestorben, in seiner Anwesenheit. Für ihn kann er jetzt nichts mehr tun, nur beten für seine Seele. Doch die Angehörigen des Toten, sie brauchen Zuspruch, Trost, beruhigende Worte. „Manchmal reicht es, einfach nur da zu sein“, sagt Gerd Wittka. In seinen fast vier Jahren im Sterkrader Klinikdienst hat er oft erfahren, wie groß die Wirkung selbst kleinster Gesten sein kann.

Gerd Wittka ist nicht so, wie man sich einen katholischen Geistlichen vorstellt. Vielleicht liegt seine offene Sprache, seine ganz und gar nicht klerikale Art daran, dass er auf Umwegen zu seiner Berufung gekommen ist: In einem Leben vor der Kirche war der Gelsenkirchener Sachbearbeiter bei der Kreishandwerkerschaft. Oder es liegt daran, dass er seine Schäfchen seit vielen Jahren dort trifft, wo andere einen Bogen herummachen: als Mitarbeiter bei der Aids-Beratungsstelle der Caritas, als Priester in der Justizvollzugsanstalt, Pfarrer im Jugendarrest – und jetzt hier, wo seelische und körperliche Leiden gekittet werden sollen. „Ich habe sie nie gesucht“, sagt Wittka, „die außergewöhnlichen Orte“. Aber sie haben ihn gesucht.

Erfüllende Arbeit

Die Arbeit im Krankenhaus empfindet Gerd Wittka als erfüllend. „Wahnsinnig intensiv“ sei es, Menschen zu begegnen, die sich oft in existenziellen Situationen befinden. „Einen Menschen begleiten zu dürfen, in seinen intimsten Momenten, dabei sein zu dürfen, bis hin zum Sterben, das auch ein kostbarer Augenblick ist ebenso wie die Geburt, das ist ein Geschenk.“ Dabei gehe es ihm nicht darum, Antworten zu geben. „Lieber bringe ich den anderen dazu, selbst bei sich zu entdecken, wo seine Sorge sitzt. Ich frage nur: Wo kann ich Ihnen helfen?“

Nicht nur für die Patienten ist Wittka da, als Gesprächspartner, der sich nie aufdrängt, sondern nur anbietet, den christlichen wie den nicht-christlichen Kranken. Er ist auch oft ein Fels in der Brandung für das Klinikpersonal. „Die brauchen manchmal einfach mal jemanden zum Quatschen“, bringt er es auf seine direkte Art auf den Punkt.

In der Krankenhauskapelle über dem Haupteingang lädt Wittka an jedem ersten und dritten Samstag ein zum Gottesdienst, an den anderen beiden Samstagen ist Pfarrer Falk Nerenz dran, über den Wittka in freundschaftlich-kollegialer Weise spricht. Gibt es einen fünften Samstag, so werde ein ökumenischer Gottesdienst abgehalten, ebenso wie es an Feiertagen der Fall ist. Dass die Kapelle kein Tabernakel besitzt, kein Problem für Wittka, dem praktisches Handeln, eine herzliche Begegnung wichtiger sind als Insignien des Glaubens.

Begegnungen mit Andersgläubigen

Äußerlichkeiten scheinen ihn nicht zu reizen. So weigert er sich auch, in schwarz-weißem Ornat durchs Haus zu gehen. „Ich will doch niemandem Angst machen“, sagt er. So mancher könne glauben, sein letztes Stündlein habe geschlagen. Auch will er auf jeden Fall den Eindruck vermeiden, missionieren zu wollen. Den Gruß zum Sonntag, ein gemeinsames Info-Faltblatt der Seelsorger, erhalten nur Kirchenmitglieder.

„Wir sind aber für alle da“, sagt Wittka. Muslimische Patienten, so seine Beobachtung, seien jedoch ohnehin viel seltener der Einsamkeit ausgeliefert. „Da ist der Familienzusammenhalt noch sehr groß.“ Doch auch sie würden sich interessieren, für die Feiertage zum Beispiel. Viele schöne Erlebnisse habe er da gehabt, sagt Wittka. ,„Achtkantig rausgeschmissen worden“ sei er nur bei Christen. Auch für sie, die Kirchen-Enttäuschten, zeigt er Verständnis. Vielleicht, weil dem Krankenhausseelsorger nichts Menschliches mehr fremd ist.