Oberhausen. Gisela Unterberg kommt mit Lob an ihrem Diakon zum Lesercafé. Er habe die Beisetzung einer unbedacht Verstorbenen einfühlsam begleitet.

Sie kannte die Frau nicht, doch die Beerdigung dieser Fremden hat Gisela Unterberg tief bewegt. Erstmals begleitete die 71-Jährige mit einer kleinen Schar von Frauen aus der Sterkrader Herz-Jesu-Gemeinde eine anonyme Beerdigung.

Ihr Diakon habe sie bei einem Gottesdienst auf die anstehende Beisetzung hingewiesen, sagt Unterberg beim Sterkrader Lesercafé. „Es war eine würdevolle Bestattung, die unser Diakon in bewegender Weise begleitet hat.“ Für seinen Dienst am Grab der Verstorbenen wolle sie Justus Könemann einmal loben.

Bestattung lange ohne Seelsorger

Erst seit Dezember 2013 begleiten Seelsorger der Oberhausener Kirchengemeinden auch jene Menschen, die anonym auf Kosten der Stadtkasse anonym bestattet werden. Diese „unbedacht Verstorbenen“ sind meist Menschen, für deren Bestattung einerseits privat kein Geld da ist und die andererseits oft keine Angehörigen haben. Beigesetzt werden sie ohne Grabstein und bisher ohne die Begleitung eines Seelsorgers.

Wie wichtig diese Begleitung ist, das beschreibt Gisela Unterberg in einem Brief, den sie zum Sterkrader Lesercafé mitgebracht hat: „Alle Beteiligten erlebten bewegende Momente, die vornehmlich dem einfühlsamen Umgang des Diakons mit dieser besonderen Situation geschuldet waren. Die Auswahl seiner Bibeltexte, Gebete und Lieder würdigte die Verstorbene als Mitmenschen, der einmal unter uns gelebt und nun der Gnade Gottes anvertraut werden sollte.“

Auf dem kommunalen Nordfriedhof in Königshardt sei die Fremde beigesetzt worden, neben dem Diakon und den Gemeindemitgliedern haben auch eine Mitarbeiterin der Stadttochter OGM und eine Bestatterin an der Beisetzung teilgenommen.

Unterberg schreibt: „Kleine Gebinde aus unterschiedlichen Blumen, von den Teilnehmerinnen rund um das Urnengrab abgelegt, verliehen dieser Bestattung auch optisch einen würdigen Rahmen.“

Für sie sei die Beisetzung in zweierlei Hinsicht bedeutsam gewesen, so Unterberg: „Einmal setzten die teilnehmenden Personen ein deutliches Zeichen gegen die häufig beklagte soziale Kälte in unserer Gesellschaft. Andererseits bewies der Diakon durch seine Initiative, dass kirchliche Glaubwürdigkeit jenseits von publikumswirksamen Skandalmeldungen noch in vielen Alltagssituationen unter Beweis gestellt wird, aber nicht die übliche mediale Beachtung findet.“ Um das zu ändern, habe sie Stift und Zettel zur Hand genommen, ihren Brief geschrieben und diesen beim Lesercafé abgegeben: „Kirche sollte mal in einem anderen Licht gesehen werden.“