Oberhausen. . Es ist eines der schwierigsten Ehrenämter überhaupt. Und doch haben 16 Frauen und Männer aus Oberhausen sich freiwillig gemeldet um als Notfallseelsorger zu arbeiten. Sie müssen die Schmerzen anderer Menschen aushalten - und ständig per Handy erreichbar sein.
Künftig werden sie, wenn sie Dienst haben, ständig per Handy erreichbar sein müssen. Denn es könnte ein Anruf kommen, der sie zu Menschen ruft, denen gerade etwas Schlimmes widerfahren ist: Sie haben einen Angehörigen durch einen Unfall, durch ein Gewaltverbrechen oder einen Selbstmord verloren.
Dann kommen die Notfallseelsorger und bieten ihre Hilfe an. Sie kann darin bestehen, zuzuhören, die Schmerzen des anderen auszuhalten, zu reden oder praktische Unterstützung zu vermitteln.
Neue Ehrenamtler für Seelsorge
16 ehrenamtliche Notfallseelsorger treten am heutigen Samstag ihren Dienst in Oberhausen offiziell an. Das ist neu, denn seit 2001 hat ein Team aus hauptamtlichen Mitarbeitern der Kirchen, die der „Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen“ angehören, die Notfallseelsorge in der Stadt übernommen.
Aber das Team, das derzeit aus acht Personen besteht (Pfarrer, Diakone, Pastoral- und Gemeindereferenten), benötigt dringend mehr Kräfte. „Wir müssen immerhin 52 Wochen im Jahr abdecken, das ist kaum noch zu stemmen“, sagt Michaela Breihan, Evangelische Synodalbeauftragte für die Ökumenische Notfallseelsorge Oberhausen. Die Seelsorger müssen im Jahr 50 bis 80 Einsätze bewältigen – bei steigender Tendenz. Alle Hauptamtlichen sind zudem in den jeweiligen Gemeinden als Seelsorger oder Pfarrer im Einsatz.
Breihan findet aber noch einen anderen Aspekt wichtig: „Alle Ehrenamtlichen bringen Vorerfahrungen aus ihren Berufen mit, das bereichert das Ganze.“ In der Tat: Unter den 16 Notfallseelsorgern finden sich eine Intensivschwester, ein Krankenpfleger in der Psychiatrie, eine Informatikerin, eine Heilpraktikerin, Lehrer und ein Ingenieur im Ruhestand. Einige haben Erfahrung in der Telefon-, Jugend- oder Schulseelsorge.
Ausbildung zum Notfallseelsorger
Die Frauen und Männer im Alter zwischen 25 und 68 Jahren haben sich vor etwas über einem Jahr auf einen Aufruf hin gemeldet und haben ein Jahr lang eine Ausbildung mit 80 Unterrichtseinheiten abgeschlossen. Die Ausbildung begleitet haben Pfarrerin Michaela Breihan und Gemeindereferent Berthold Rzymski. Die 16 fühlen sich gut vorbereitet, aber „ob ich das alles aushalten kann, werde ich dann sehen“, sagt Intensivschwester Susanne Dahmen. Jeder der Neuen kann jederzeit aussteigen, aber es gibt Hilfe von den erfahrenen hauptamtlichen Kräften und die ersten Einsätze werden auch im „Huckepack-Verfahren“ absolviert, das heißt, eine erfahrene Kraft ist dabei.
Seinen ersten Einsatz hat Hans-Werner Hecker schon gehabt. Er hat für sich gemerkt: „Wenn man in der Situation steckt, dann macht man einfach.“ Er wolle für andere da sein, etwas Sinnvolles tun und etwas zurückgeben, weil es ihm selbst immer gut ergangen ist, beschreibt der Ingenieur seine Motivation.
Zusammenarbeit mit der Feuerwehr
Dieses Engagement ist für die Einsatzkräfte der Feuerwehr und Polizei sehr viel wert. „Sie entlasten uns an der Einsatzstelle“, sagt Feuerwehrmann Andreas Knizik, der die Ausbildung begleitet hat und bei der Wehr zum Team der Psychosozialen Unterstützung gehört. Polizei und Feuerwehr entscheiden im Ernstfall, ob sie einen Notfallseelsorger hinzuziehen. Und manchmal brauchen die Rettungskräfte auch selbst jemanden zum Reden.