Oberhausen. Insgesamt 19.052 Haushalte in Oberhausen verfügen nur über langsames Internet, das sind 17,8 Prozent aller Haushalte in der Stadt. Deutlich mehr, als etwa in den Nachbarstädten. Wirtschaftsverbände und die Bundestagsabgeordnete Bärbel Höhn (Grüne) sehen gravierende Nachteile für hiesige Unternehmen.
Oberhausen hängt beim Breitbandausbau deutlich hinter den Nachbarstädten wie Mülheim oder Essen zurück. Fast 18 Prozent der Haushalte in dieser Stadt verfügen nur über einen Internetanschluss, der kleinere Verbindungsraten als 16 Megabit pro Sekunde (Mbit/s) zulässt. Dies geht aus einer aktuellen Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage der Grünen hervor. Hiesige Wirtschaftsverbände schlagen deshalb Alarm und befürchten einen enormen Standortnachteil für Oberhausen.
„Eine Frage der Gerechtigkeit“
„Das ist eine Frage der Gerechtigkeit. Alle Regionen in Deutschland brauchen ähnliche Entwicklungschancen“, reagiert Bärbel Höhn, Bundestagsabgeordnete der Grünen aus Oberhausen auf diese Zahlen. „Gerade für Firmen ist das langsame Internet nicht nur ärgerlich, sondern ein echter Standortnachteil. Die Verschickung größerer Datenmengen kann dort Ewigkeiten dauern.“
Insgesamt 19.052 Haushalte in Oberhausen verfügen nur über langsames Internet, das sind 17,8 Prozent aller Haushalte in der Stadt. In Bottrop (12,4 Prozent), Mülheim (8,4 Prozent), Essen (3,9 Prozent) oder Duisburg (2,8 Prozent) fällt dieser Anteil deutlich geringer aus.
Forderung an Netzbetreiber
Die im Rat regierende Koalition hat sich den Breitbandausbau auf die Fahnen geschrieben.
Im Koalitionsvertrag heißt es: „SPD, GRÜNE und FDP fordern die Netzbetreiber auf, die flächendeckende Verfügbarkeit von schnellem Internet in Oberhausen (z.B. via Glasfaserkabel oder den Mobilfunkstandard LTE) zu gewährleisten.
„Jeder, der einen schnellen Internetanschluss beantragt, sollte auch das Recht darauf haben“, so Höhn. „Die Bundesregierung muss das schleunigst im Telekommunikationsgesetz verankern. In der Schweiz oder Finnland gibt es schon so etwas.“
Bedarf steigt weiter
Auch Industrievertreter kritisieren den stockenden Breitbandausbau. „Wir beobachten es mit Sorge, dass im Süden der Republik massiv in den Breitbandausbau investiert wird, während es hier immer noch einen großen Nachholbedarf gibt“, sagt etwa Matthias Heidmeier, Sprecher des Unternehmerverbandes. „Denn Oberhausen oder die umliegenden Städte sind nicht nur im Konkurrenzkampf untereinander, sondern auch mit München, Hamburg oder Berlin.“ Eine schnelle Internetverbindung gehöre heute zum Gesamtpaket Infrastruktur dazu.
„Der Bedarf an einer schnellen Datenverbindung wird weiter steigen, sogar exponentiell“, ergänzt Jan Borkenstein von der Industrie- und Handelskammer Essen, die auch für Oberhausen zuständig ist. Kein Industriezweig sei davon ausgenommen. „Doch sehe ich es nicht nur als lokale Aufgabe an, darauf zu reagieren. Auch der Bund ist gefordert, damit alle Firmen die Voraussetzungen an ihrem Standort vorfinden, die sie brauchen.“