Oberhausen.. Kinder und Jugendliche können nicht nur auf dem Schulhof gemobbt werden, auch in sozialen Netzwerken gibt es diese Gefahr. Dr. Karl Landscheidt, Schulpsychologe in der Regionalen Schulberatungsstelle, berät regelmäßig Mobbing-Opfer und ihre Eltern. Zweiter Teil der NRZ-Serie „Kinder und Medien“.
Es kann ein peinliches Foto sein, das im Internet die Runde macht. Ein hämischer Satz, ein intimes Geheimnis, eine kleine Lästerei. Mit einem Tastendruck sind Beleidigungen im Netz. Mobbing unter Jugendlichen findet längst nicht mehr nur auf dem Schulhof statt. Das Schlimme am Cybermobbing ist: Im Internet kann jeder die Demütigungen mitlesen, und jeder kann mitmachen. Dr. Karl Landscheidt, Schulpsychologe in der Regionalen Schulberatungsstelle der Stadt Oberhausen, und seine Kollegen beraten regelmäßig Mobbing-Opfer und ihre Eltern.
Von Cybermobbing spricht man, wenn jemand über längere Zeit von einer Person oder einer Gruppe herabgesetzt und ausgegrenzt wird, und zwar mithilfe elektronischer Medien. Karl Landscheidt sieht dabei drei Unterschiede zum einfachen Mobbing. Erstens: „Die Aktion ist nicht an die Präsenz des anderen gebunden. Über das Handy oder über Facebook kann das Mobbing rund um die Uhr laufen.“
Opfer können sich nur schwer wehren
Zweitens: „Das Opfer weiß nicht, wie groß das Publikum ist. Wer bekommt die Aktionen mit, ohne etwas zu sagen?“ Für die Cybermobbing-Zuschauer gibt es einen englischen Fachbegriff, die „Bystanders“ (übersetzt: die Dabeistehenden). Und drittens: „Die Täter können anonym reagieren. Das Opfer weiß nicht immer, wer dahintersteckt.“ Täter können beispielsweise in sozialen Netzwerken wie Facebook eine falsche Identität annehmen oder bei ihrem Handy die Rufnummer unterdrücken.
Eltern, die ihrem drangsalierten Kind helfen wollen, sollten sich darüber im Klaren sein, dass die Möglichkeiten, sich zu wehren, begrenzt sind. „Es ist keine gute Idee, den Täter oder die Eltern anzusprechen. In 99 Prozent der Fälle wird das Problem dadurch noch größer“, so der Schulpsychologe. Denn in der Regel stellen sich Eltern vor ihr Kind und verteidigen es. Motto: „Der macht so was nicht!“
Weißer Ring bietet Hilfe an
Die Experten in der Schulberatungsstelle empfehlen: Eltern sollten die Präsenz ihres Kindes im öffentlichen Raum zurückfahren. Also: Die Telefonnummer des Handys wechseln, das soziale Netzwerk lange nicht benutzen oder sogar den Account löschen. „Die Beleidigungen, die verschickt worden sind, sollte man auf jeden Fall dokumentieren, also zum Beispiel ausdrucken“, rät Karl Landscheidt. Man kann auch den Internet-Provider informieren, in besonders gravierenden Fällen sogar die Polizei.
Beratung und Hilfe gibt es nicht nur kostenlos in der Regionalen Schulberatungsstelle, auch der Weiße Ring und die Polizei haben entsprechende Angebote. Für Lehrerinnen und Lehrer halten die Oberhausener Schulpsychologen auf Anfrage auch Vorträge in Schulen.