Oberhausen. Es scheint eine Ewigkeitsaufgabe der RAG: Auch wenn seit Jahrzehnten keine Kohle mehr abgebaut wird, arbeiten dennoch Menschen in der ehemaligen Zeche Concordia in Oberhausen. Der Grund: Es wird dafür gesorgt, dass kein Grubenwasser in die höher gelegenen Grundwasser- und Trinkwasserbereiche fließt.

Seit Jahrzehnten wird keine Kohle mehr in Oberhausen abgebaut. Dennoch wird in der Untertagewelt der ehemaligen Zeche Concordia an der Ecke Bebelstraße/Am Förderturm regelmäßig gearbeitet und das in über 800 Metern Tiefe. Drei kräftige Kreiselpumpen sorgen seit 1970 dafür, dass kein Grubenwasser in die höher gelegenen Grundwasser- und Trinkwasserbereiche fließen kann, sondern über zwei große Rohrleitungen in die Emscher geleitet wird. Wie im Bergbauwesen üblich gibt es auch für so eine Einrichtung einen eigenen Begriff: Wasserhaltung. Von diesen Anlagen gibt es zwölf im Ruhrgebiet. Sie zu betreiben, das ist eine der Ewigkeitsaufgaben der RAG.

Maschinist Frank Rabe sorgt dafür, dass Kollegen mit dem Förderkorb einfahren können. In vier Minuten sind sie in dem Schacht, der im Jahr 1912 gebaut wurde, unter Tage, um Pumpen zu warten, Rohrleitungen instand zu halten, Befestigungen zu richten, Reparaturen vorzunehmen. Es gibt sogar eine Leitung mit Löschwasser. „Die braucht man aus Sicherheitsgründen, weil da unten Elektromotoren in Betrieb sind. Im Prinzip ist das hier wie ein kleines Bergwerk, nur, dass wir keine Kohle mehr fördern“, sagt RAG-Pressesprecher Christof Beike.

Zwei Schächte

Mitverantwortlich für die Oberhausener Wasserhaltung ist Elektrosteiger Ulrich Kuhle. Von der ehemaligen Zeche Pluto in Herne werden alle diese Anlagen im Revier betrieben. In der Regel hat jede zwei Schächte, einen für die Luftzufuhr, einen für die -abfuhr, damit die Männer in der Tiefe auch genügend Sauerstoff bekommen. „Der zweite Schacht der Oberhausener Wasserhaltung ist an der Niebuhrg“ erklärt Kuhle.

Zwei Millionen Kubikmeter jährlich

Rund vier Kubikmeter Grubenwasser, also etwa 40 Badewannenfüllungen, fließen pro Minute durch die beiden Rohre. Das sind im Jahr rund zwei Millionen Kubikmeter.

Von der Wasserhaltungsanlage an der Bebelstraße wird das Grubenwasser zunächst in einen Verteiler, das sogenannte Wasserschloss, geführt, bevor es dann nach rund vier Kilometern über die Rohrleitungen weiter in die Emscher geleitet wird.

Die weiteren Wasserhaltungen der RAG im Ruhrgebiet befinden sich in Essen, Bochum, Dortmund, Dorsten, Dinslaken und Kamen.

Die Kosten für die Ewigkeitsaufgaben betragen nach 2018 rund 220 Mio Euro im Jahr, finanziert durch die RAG Stiftung.

Rund 28 Grad warm ist das Grubenwasser. In Bochum wird es zum Beispiel zum Beheizen von zwei nahegelegenen Schulen und der Hauptwache der Feuerwehr genutzt. Das erforderte Investitionen in neue Leitungen und in ein Blockheizkraftwerk. Zudem benötigt man einen sogenannten Wärmetauscher, um das Grubenwasser auf die notwendigen Temperaturen zu bringen. Das Grubenwasser ist zudem sehr salzhaltig. „Der Salzgehalt ist auch der Grund, warum es nicht in Trink- und Grundwasserbereiche gelangen soll“, erklärt der Pressesprecher.

Anlage schützte auch die Kumpel

Die Wasserhaltung hat aber auch noch einen anderen Grund: „Ohne sie würde das Grubenwasser von Süden nach Norden fließen, also zum Beispiel in Richtung der Zeche Prosper Haniel, die ja heute noch in Betrieb ist“, sagt Kuhle. Die Anlage schützte auch die Kumpel, die bis zur Schließung in den Oberhausener Zechen Alstaden, Jacobi und Osterfeld Kohle förderten.

Wie lange die Wasserhaltung an der Bebelstraße noch arbeiten wird, kann niemand sagen. Mit Sicherheit aber auch nach 2018 noch, wenn der Steinkohlebergbau im Revier endgültig der Vergangenheit angehört. „Es bleibt halt eine Ewigkeitsaufgabe“, sagt Beike.