Oberhausen. . Lokaler Versorger RWW muss den Bericht in einem Magazin zurechtrücken. Schuld sind hohe Grundkosten – für die Unterhaltung überdimensionierter Netze.

Das Trinkwasser in Oberhausen ist deutlich teurer als gedacht. Zwar hatte das Magazin „Men’s Health“ im August 1,24 Euro je verbrauchtem Kubikmeter in unserer Stadt als supergünstig beurteilt – Oberhausen landete auf Platz 1 im bundesweiten Städtevergleich. Aber: Wegen hoher Grundgebühren – Systempreis genannt – liegt unsere Stadt in Wahrheit preislich gerade einmal im Mittelfeld.

Der Spitzenplatz des lokalen Versorgers Rheinisch-Westfälische Wasserwerke (RWW) bei „Men’s Health“ beruhe auf falschen Berechnungen, korrigiert RWW-Sprecher Siegfried Gendries die Berichterstattung des Magazins: „Es wäre unglaubwürdig, sich mit falschen Federn zu schmücken.“ Seine Befürchtung: Das so erzeugte positive Bild beim Kunden könne auch wieder kippen, wenn die Rechnung am Ende höher ausfiele als erwartet.

Fester Systempreis wurde deutlich erhöht

Durch Sparen am Wasserverbrauch können Oberhausener Familien ihre Haushaltskasse kaum mehr aufbessern, denn RWW hat 2012 den festen Systempreis, berechnet nach der Anzahl der Parteien, die in einem Haus wohnen, erheblich erhöht. Der Mengenpreis wurde nur um ein Viertel gesenkt.

Ein Einfamilien-Haus zahlt im Schnitt nach dem neuen RWW-Tarif zwar rund vier Euro weniger im Jahr (alter Vertrag: 357, neuer: 353). Doch durch sparsameren Umgang mit Wasser kann die Familie diesen Betrag kaum mehr senken, weil er mehr als 60 Prozent (217,28 Euro) fixe Systemgebühr enthält. Ähnlich ist es bei einem Haus mit vier Parteien: 351,52 Euro an Systemgebühr stehen einem Wasserjahresverbauch von 404,24 Euro gegenüber.

Verbraucher können bei Abwassergebühren sparen

RWW begründete die Einführung der Systemgebühr unter anderem mit gleichbleibenden Ausgaben für die vorhandenen Leitungsnetze. Sie sollten zuletzt nahezu 80 Prozent der Ausgaben ausmachen. Der stetig schwindende Verbrauch der Kunden führe aber nicht zu weniger Kosten für die Konzerne, weil sie teure – das heißt überdimensionierte – Netze unterhalten. Sie sind für 220 Liter pro Person ausgelegt, doch der Verbrauch hat sich halbiert. Auch Industrie und Gewerbe haben ihren Verbrauch erheblich gesenkt.

Doch setzt man mit hohen Fixkosten und niedrigen Mengenkosten nicht die falschen Anreize beim Kunden? Gendries glaubt, dass sich das Sparen für Familien immer noch lohne: „Man zahlt erstens nur 1,24 Euro pro 1000 Liter, zweitens spart man Abwassergebühren, die nach dem Trinkwasser berechnet werden. Drittens spart man Energie, denn zwei Drittel des verbrauchten Trinkwassers sind erwärmtes Wasser. Das macht 15 Prozent der Energiekosten eines Haushaltes aus.“