Oberhausen. 1911 bricht eine Typhusepidemie aus. Zwei Jahre später wird der Ruhrverband gegründet.1927 werden die ersten Pumpwerke in Oberhausen errichtet
Das Ruhrgebiet im Sommer 1911: Wochenlange Hitze und Trockenheit haben die Ruhr in ihrem Unterlauf zu einer öligen, schwarzbraunen Brühe werden lassen. Haushalts- und Industrieabwässer fließen ungeklärt in den fast ausgetrockneten Fluss, in Mülheim bricht eine Typhusepidemie aus, die Industrieproduktion an der unteren Ruhr kommt wegen des Wassermangels fast völlig zum Erliegen.
Elf Kilometer lange Leitung
Es war eine zuvor nie dagewesene Extremsituation, die zwei Jahre später zur Gründung des Ruhrverbands führte. Zu den ersten Maßnahmen, die zur Behebung der schlimmsten Missstände beitrugen, gehörte der Bau einer elf Kilometer langen Leitung, die das Abwasser der Städte Oberhausen, Mülheim und Duisburg von der unteren Ruhr fernhalten und direkt zum Rhein ableiten sollte. Trotz erschwerter Baubedingungen direkt nach dem Ersten Weltkrieg und während der Ruhrbesetzung durch französische Truppen wurde der Abwassersammler 1925 komplett fertiggestellt. Es war ein erster wesentlicher Beitrag zur Reinhaltung der unteren Ruhr.
Von 1927 bis 1929 wurden die Pumpwerke Oberhausen-West und Oberhausen-Alstaden, ein rund drei Kilometer langer Verbindungssammler zwischen den beiden Pumpwerken sowie eine Druckleitung vom Pumpwerk Alstaden zum neuen Abwassersammler nach Duisburg gebaut. Damit wurden das von Bergsenkungen betroffene Alstaden und das sich daran anschließende Einzugsgebiet „Duisburger Straße“ langfristig vom Zufluss schädlicher Abwässer befreit.
Talsperren und Kläranlagen
Auch an vielen anderen Stellen des 4485 Quadratkilometer großen Verbandsgebietes brachte die Arbeit des Ruhrverbands rasch spürbare Erleichterung für die von Wasserknappheit und schlechter Wasserqualität geplagte Bevölkerung. So wurden im Sauerland und im Revier zahlreiche Talsperren errichtet, mit dem Bau vieler Kläranlagen wurde die fortwährende Verschmutzung der Ruhr gestoppt und die Bevölkerung mit sauberem Trinkwasser versorgt.
Die Verantwortung des Ruhrverbands jenseits von kommunalen Zuständigkeiten hat sich seit seiner Gründung als sinnvoll herausgestellt – verhindert sie doch das Herausbilden eines egoistischen Gegeneinanders von Ober- und Unterliegern, indem sie anstehende Aufgaben ganzheitlich betrachtet und anfallende Kosten in einem fairen Verhältnis auf alle Mitglieder verteilt.
Während die gesetzlichen Rahmenbedingungen geblieben sind, gibt es immer wieder neue Herausforderungen, für die der Verband Lösungen finden muss. Der bevorstehende Klimawandel ist eine von ihnen. Reicht die Kapazität der Ruhrtalsperren aus, um die Menschen auch in Zukunft mit Wasser zu versorgen? Diese Frage hat der Ruhrverband in einer Analyse klären lassen. Das Ergebnis: Künftig wird der Wasservorrat in den Ruhrverbandstalsperren, statistisch gesehen, alle 200 Jahre einmal nicht ausreichen. Heute liegt die Wahrscheinlichkeit für einen Ausfall des Talsperrensystems bei 500 Jahren. Der Ruhrverband sucht daher nach Optimierungsstrategien für die Bewirtschaftung seiner Talsperren, um dem Klimawandel zu begegnen.