Oberhausen. . Auch die Oberhausener Polizei setzt auf spezielle Programme für jugendliche Intensivtäter. Diese Jugendlichen werden mit Erfolg besonders betreut. Ihre Zahl sank von noch 50 im Jahr 2007 auf mittlerweile nur noch 17. Ein gutes Druckmittel ist auch die “Gelbe Karte“.
Im Jahr 2007 setzte die Oberhausener Polizei zum ersten Mal so richtig auf die Programme, die für jugendliche Intensivtäter angeboten werden. 50 Betroffene machten damals die Stadt unsicher. Die umfassende Betreuung der gestrauchelten jungen Leute fruchtete. Ihre Zahl sank auf 30 im Jahr 2012. Zur Zeit sind es sogar nur noch 17.
Aber wer ist überhaupt Jugendlicher Intensivtäter? „Es gibt ein Punktesystem“, sagt Werner Nakot, der stellvertretende Leiter des Jugendkommissariates. Ein Beispiel: Ein Raub bringt fünf Punkte. Wer drei Mal jemanden beraubt, geht mit 15 Punkten ins Konzept. Allerdings: Geht ein Täter äußerst aggressiv vor, kann schon ein Raub reichen. Wer dagegen „lediglich“ chronischer Schwarzfahrer ist, landet auch mit 15 Punkten eher nicht in dem Programm.
Und welcher Delikte machen sich die jungen Verbrecher schuldig? „Handys abzocken, Körperverletzungen, Ladendiebstähle“, listet Werner Nakot auf. Am schlimmsten seien für sie als Polizei die Raubtaten, „weil die Opfer so sehr darunter leiden“.
Druckmittel „Gelbe Karte“
Werner Nakot schildert nur mal eine Nacht von fünf jungen Intensivtätern. „Sie wollten den 15. Geburtstag von einem aus der Gruppe feiern“, sagt der Kripobeamte. Am Olga Park beraubten die Fünf zunächst drei junge Leute. Am Hauptbahnhof stahlen sie einer Frau das Portemonnaie. „Danach gingen sie zur Flaßhofstraße und dort ins Bordell“, sagt Werner Nakot. Im Anschluss wurde noch ein Roller entwendet, und an der Centro-Allee beraubte das Quintett wiederum drei Nachtschwärmer.
Solche jungen Leute, der jüngste Täter war 13 Jahre alt, beschäftigen die Polizei ganz schön. Je ein bis zwei Intensivtäter werden von einem Kripo-Beamten betreut. „Die Polizei arbeitet aber auch mit dem Jugendamt und der Jugendgerichtshilfe zusammen“, sagt Werner Nakot. Außerdem hielten sie Kontakt zu Eltern und Schulen. Nakot: „Wir suchen auch regelmäßig die Orte auf, an denen sich die Jugendlichen aufhalten.“ Seit eineinhalb Jahren hätten sie nun noch das Druckmittel „Gelbe Karte“.
Vier Täter kommen aus normalen Familien
Wer drei Mal gewalttätig wird, bekommt die „Gelbe Karte“. Wer sie hat, sollte sich nichts mehr zu Schulden kommen lassen, denn sonst darf der Täter unter Umständen keinen Führerschein mehr machen bzw. muss ihn abgeben. Für die meisten Jugendlichen ist das eine schlimme Aussicht. Bislang ging die „Gelbe Karte“ an 100 Jugendliche. Nur 14 wurden rückfällig.
Überhaupt, sagt Werner Nakot, schaffen es rund 50 Prozent der Intensivtäter auf den Pfad der Tugend zu gelangen. Die Restlichen setzen ihre kriminelle Karriere auch über das 21. Lebensjahr hinaus fort. Viele der betroffenen jungen Leute kämen auch schon aus schwierigen familiären Verhältnissen, aber nicht alle. So stammen vier der jungen Leute, denen jetzt 15 Einbrüche in Schulen zur Last gelegt werden, aus ganz normalen Familien. Drei der Täter gehen sogar zum Gymnasium, einer zur Gesamtschule. Ihr Motiv: Langeweile. „Sie brauchten den Nervenkitzel“, sagt Werner Nakot.
Weit weg von schädlichen Einflüssen
Auch Oberhausen nimmt an Programmen teil, bei denen Jugendliche weit weg von zu Hause und von allen schädlichen Einflüssen resozialisiert werden sollen. So ist im Moment ein Intensivtäter für ein Jahr in Brandenburg. Dort geht der junge Mann auch zur Schule. Werner Nakot erzählt von einem anderen Jugendlichen, der ein Jahr lang in den USA war und dort den Hauptschulabschluss schaffte. Er kam sehr stolz zurück. Aber nach nur einer Woche in seinem alten Umfeld beging er schon wieder Ladendiebstähle. Übrigens werden nicht nur junge Männer, sondern auch Mädchen straffällig. In diesem Jahr ist zwar keine junge Dame dabei, 2013 waren es aber immerhin fünf. Im vergangenen Jahr wurden von den Intensivtätern 170 Straftaten verübt, in diesem Jahr sind es bislang 85.