Oberhausen. Eine Exkursion der Reihe „Natur erleben“ führte die Teilnehmer jetzt zum „Gleispark Frintrop“, auf dem schon seit 1930 keine Güterzüge mehr gebildet werden. Die Natur aber wird noch lange brauchen, bis dort wieder richtiger Wald wächst.
Einen Wald abzuholzen und Siedlungsgebiet daraus zu machen, das geht mit modernen Baumaschinen in wenigen Wochen. Dass die Natur aber Jahrhunderte benötigt, um sich so eine Brache voll zurückzuerobern, machte jetzt eine Exkursion in der Reihe „Natur erleben“ des Regionalverbandes Ruhrgebiet (RVR) deutlich. Gundula Kerekes führte eine Gruppe von acht Interessierten über das Gelände vom „Gleispark Frintrop“.
Güterzüge werden hier schon seit 1930 nicht mehr gebildet. Seit dem Jahr 1960 sind Gleise und Gebäude verschwunden. Nur noch zwei Durchgangsstrecken begrenzen das Gebiet am Essener Stadtrand. Aber immer wieder stößt man auf ausgedehnte Schotterflächen als Untergrund.
Gebiet wurde der Natur überlassen
Das Gebiet westlich der Ripshorster Brücke, zum Centro hin gelegen, wurde viel später der Natur überlassen, und es steht noch ganz am Anfang auf dem Weg zur Waldbildung. Diese nämlich wird am Ende der Entwicklung stehen, falls der Mensch es zulässt. Zahlreiche Kräuter haben sich hier schon breit gemacht, es sind die Pionierpflanzen, denen auch ein trockener, nährstoffarmer Boden genügt, um zu gedeihen. Zum Beispiel der Steinklee, die Kratzdistel oder das Johanniskraut.
Vor allem aber besiedeln Neophyten diese Flächen, Pflanzen, die erst vor 130 Jahren bei uns heimisch wurden, weil sie ursprünglich aus Übersee stammen. Dass sie hier so zahlreich sind, kann daran liegen, dass ihre Samen von Güterwagen herabgefallen oder -geweht sind. Als typischen Vertreter zeigte Gundula Kerekes den Teilnehmern die Kanadische Goldrute mit ihren prächtigen gelben Blüten. „Sie wuchert auf geeigneten Standorten alles zu.“ Die Eigenschaft des Schotters, Wärme zu speichern, erleichtert das Wachstum solch exotischer Pflanzen. Weil sie die Eigenart haben, heimische Pflanzen zu verdrängen, nennt man sie „invasiv“. Kerekes: „Ihnen fehlen auch die blattfressenden Feinde.“
Das Gebiet östlich der Ripshorster Brücke gehört schon zum Essener Stadtgebiet. Es ist schon seit Jahrzehnten der Natur überlassen und befindet sich teils auf dem Weg zur Vergrasung. Das ist die zweite Phase der Waldbildung.
Prächtiger Holunder, viele Birken
Weiter östlich ist aber auch schon das Stadium der Verbuschung in Sicht. Hier machen sich bereits Krautpflanzen breit, die wie das Kettenlabkraut viel Stickstoff benötigen. Holunder richtet sich zu prächtigen Sträuchern auf, Eschen ragen empor. Vor allem aber ist das Gebiet dicht mit Birken besiedelt. „Sie bereiten den Waldboden für die Aufnahme langlebiger Baumarten vor“, so Kerekes. Denn während eine Birke selten älter als 100 Jahre wird, kann eine Eiche 300 und mehr erreichen. Sie aber benötigt Humusboden. Und der findet sich hier erst stellenweise.