Oberhausen. Die Firma Ed. Fitscher ist Metallgießerei, Maschinenfabrik und Weltmarktführer für Schneckenzahnräder.Über 100 Menschen haben hier einen Job. NRW-Minister Guntram Schneider lobt bei einem Besuch die Ausbildungsquote.
Schon zu Beginn seines Besuchs bei der Fitscher GmbH bringt der Minister den Firmenchef zum Erröten.
Er habe mit den Mitarbeiterinnen im vorderen Büro gesprochen, sagt der NRW-Arbeitsminister Guntram Schneider (SPD). Hätten sie mal 7:1 für die deutsche Mannschaft im Halbfinale getippt, habe er gesagt, dann hätten sie sicher so viel Geld gewonnen, dass sie jetzt gar nicht mehr arbeiten müssten.
„Ihre Mitarbeiter haben mir aber versichert, dass sie trotzdem kommen würden“, vertraut Schneider dem Fitscher-Geschäftsführer Stefan Michel an, „wegen des Chefs“.
Mit diesem Lob war denn auch der Tenor für den lockeren Besuch des langjährigen früheren Gewerkschaftsbosses und heutigen NRW-Arbeitsministers in dem Oberhausener Traditionsunternehmen gesetzt. Stefan Michel hatte Guntram Schneider und die Spitze der IHK zu Essen eingeladen, um sich die vor über 110 Jahren gegründete Firma anzuschauen und über Fachkräftemangel und die Suche nach geeigneten Auszubildenden zu sprechen.
Und auch über Weltmeister: Denn die rund 100 Mitarbeiter starke Metall- und Eisengießerei Ed. Fitscher GmbH & CO. KG hat sich den Titel des Weltmarktführers bei der Herstellung von Schneckenzahnräder erarbeitet. Diese werden beim Bau von Rolltreppen eingesetzt. „Wenn Sie Rolltreppe in China oder sonst wo fahren, ist es sehr wahrscheinlich, dass sie auf einem Stück Oberhausen stehen“, sagt Michel.
Bronze aus der Waschmaschine
Er führt durch die Werkshalle an der Paul-Reusch-Straße, wo das launische Regenspiel vom dumpfen Maschinendröhnen und trockener Wärme abgelöst wird. Bei bis zu 1400 Grad Celsius schmelzen Mitarbeiter Kupfer, Zinn und einen Nickelzusatz zu einer Bronze-Legierung. Rötlich fließt die Masse in eine Schleudergussanlage, eine Zentrifuge. „Das ist wie eine Waschmaschinentrommel“, sagt Michel. „Wir nutzen die Zentrifugalkraft, um das Material in Form zu bringen.“
Als Zylinder mit einem Loch in der Mitte schiebt sich das harte Metall aus der Zentrifuge. Es ist abgekühlt – auf immerhin noch sportliche 300 Grad Celsius.
Tim Leggewie erinnert sich noch an seinen ersten Rundgang durch die Werkhalle. Der 18-Jährige macht derzeit eine Ausbildung zum Lagerlogistiker bei Fitscher. „Ich fand das sofort toll hier, und das Vorstellungsgespräch lief auch gut.“ Er habe nicht mehr länger zur Schule gehen wollen, sagt Leggewie, „ich wollte mein eigenes Geld verdienen“.
Zehn junge Menschen gehen derzeit bei Fitscher in die Lehre, sieben verschiedene Ausbildungsberufe bietet das Unternehmen an. Bei der Auswahl, betont Michel, zähle nicht Geschlecht oder kultureller Hintergrund, sondern die Qualifikation. „Ich bin kein Freund von Quoten“, sagt der Geschäftsmann. Nur eine gibt es bei Fitscher: Zehn Prozent der Belegschaft sind Azubis. Das nennt Schneider paradiesische Zustände: „Das hier ist ein tolles Unternehmen.“