Oberhausen. . Der Oberhausener Lukas Jungmann (25) ergatterte bei einem Gewinnspiel einen Kurztrip zum WM-Spiel Deutschland gegen die USA. Im Stadion kam er jedoch niemals an – er steckte im Stau fest. Die zweite Halbzeit konnte er zumindest in einem Restaurant in Recife verfolgen.
Es ist wohl der Traum eines jeden Fußballfans: Einmal bei der WM in Brasilien im Stadion dabei zu sein, wenn Jogis Jungs Deutschland zum Sieg kicken. Für den Oberhausener Lukas Jungmann, 25, wäre er beinahe wahr geworden... aber eben nur beinahe. Denn was als sein persönliches Sommermärchen begann, wandelte sich zu einer mehrtägigen Nervenprobe: Bei einem Gewinnspiel ergatterte er einen Kurztrip zum Spiel Deutschland gegen die USA, flog mit seiner Freundin über 8000 Kilometer um den Globus, – um die zweite Halbzeit des Spiels von einem Restaurant irgendwo in Recife aus am Bildschirm zu verfolgen. Die erste Halbzeit verbrachten die beiden tragischen Helden in einem Bus, der auf den völlig überfüllten Straßen bei sintflutartigen Regenfällen im Stau steckengeblieben war.
Eine Woche zittern um den Preis
„So richtig kann ich es immer noch nicht glauben“, sagt Jungmann und streicht wehmütig über zwei jungfräuliche Tickets. 170 Dollar hätte jedes gekostet. Dabei hatte alles so schön angefangen: Im Radio hatte er von einem Gewinnspiel erfahren, bei dem eine Reise zum Spiel der deutschen Elf gegen die USA ausgelobt wurde. Jungmann, selbst leidenschaftlicher Kicker in einer Hobbyliga in Alstaden, zögerte nicht lange und griff zum Hörer: „Ich bin sofort durchgekommen und hatte dann riesiges Glück.“ Das Gewinnspiel zog sich über eine ganze Woche; jeden Tag musste er sich im Radio gegen Mitbewerber durchsetzen und knifflige Fragen rund um Brasilien und die WM beantworten. Jedes Mal musste er aufs Neue zittern, dass ihm doch noch jemand den Hauptpreis vor der Nase wegschnappt. „Ich habe richtig dafür gepaukt“ gibt er zu. „Mehr als für manche Klausur in meinem Studium.“
Doch dann endlich kam der Durchbruch: Jungmann hatte sich in der Finalrunde durchgesetzt und saß einige Impfungen und jede Menge Papierkram später tatsächlich mit Freundin Christina im Flieger nach Sao Paulo. Beide hatten spontan von ihren Arbeitgebern Urlaub bekommen, alles lief glatt.
„Wir waren satte 24 Stunden unterwegs“ erinnert er sich. Die Anreise war stressig aber das Hotel dafür traumhaft schön.“ Doch am Spieltag geriet der Zeitplan dramatisch aus den Fugen: „Wir wollten früh morgens losfahren, aber der Bus hatte schon Probleme, bei den gefluteten Straßen zum Hotel zu gelangen und kam viel zu spät“, berichtet er. Im Viertelstunden-Takt ging es dann meterweise vorwärts – die Stimmung bei der Reisegruppe sank auf den Nullpunkt. „Im Bus habe ich eine SMS nach Hause geschrieben, sie sollten mir Bescheid geben, wenn ein Tor fällt“, sagt Jungmann und muss sogar schmunzeln. Dann, zur zweiten Halbzeit, die traurige Durchsage des Busfahrers: Sie würden das Stadion nicht mehr erreichen. Um überhaupt noch einen Ball rollen zu sehen, müssten sie in einem Restaurant Halt machen. „Das war der Tiefpunkt“, sagt Jungmann. „Auf den Straßen waren lauter Mopedfahrer unterwegs und boten Touristen an, sie zum Stadion zu bringen. Ich habe darüber nachgedacht, aber das war mir zu riskant – auch wegen meiner Freundin.“
Getrübte Freude über den Sieg
Konnte er sich über Deutschlands Einzug ins Achtelfinale überhaupt freuen? „Ja, aber die Freude war doch sehr getrübt. Dennoch hatte der Urlaub auch viele schöne Momente.“ So spielte er mit jungen Brasilianern am Strand Fußball und machte eine Bootstour mit seiner Freundin. Zwischendurch hielt er einen Radioreporter des Senders, der das Gewinnspiel veranstaltet hatte, über sein Dilemma auf dem Laufenden.
Zurück in Alstaden hatte Lukas Jungmann dann nur noch einen Wunsch: Sich mit seinen Freunden vor den Fernseher zu lümmeln und in Ruhe das Spiel gegen Algerien anzuschauen – und zwar beide Halbzeiten.