Oberhausen. . Ghanaer sind eine fußballbegeisterte Nation. Die Oberhausenerin Rita Siebert hofft auf ein Unentschieden, wenn ihre „Black Stars“ heute Abend auf den WM-Gegner Deutschland treffen. Sie organisiert ein Fest für Familie und Freunde.

„Fufu“, „Bowl Fruit“ und Fleischspieße mit selbstgemachter Erdnusssauce: Solche typischen ghanaischen Gerichte serviert die Oberhausenerin Rita Siebert Familie und Freunden heute Abend, wenn um 21 Uhr hiesiger Zeit die deutsche Nationalmannschaft gegen Ghana ihr zweites Gruppenspiel der Fußballweltmeisterschaft bestreitet. Die gebürtige Ghanaerin fiebert zwar mit der deutschen Elf von Bundestrainer Joachim Löw, doch ihr Herz schlägt für ihre Heimat und die „Black Stars“.

Großes Fest, hitzige Diskussionen

„Ich gucke zwar einige Fußballspiele, doch so wahnsinnig interessiert mich der Sport nicht - dafür sind meine drei Kinder durch und durch in WM-Stimmung“, erzählt die 49-Jährige. Klar, dass die richtige Fanausrüstung da nicht fehlen darf: „Wir haben alles, was man so braucht, eine große Fahne und Hüte. Für eine ausgelassene Stimmung sorgen dann die Kinder und Freunde – ich bin da nicht so enthusiastisch“, lacht die Ghanaerin. Sie organisiert lieber für dieses besondere Spiel ein großes Fest mit vielen Speisen und Getränken: „Die WM ist in unserem Land ein Riesenereignis, die Leute sind einfach fußballbegeistert, da herrscht Ausnahmezustand und es wird den ganzen Tag mit vielen Leuten gefeiert.“ Kein Wunder, dass es da manchmal zu hitzigen Diskussionen kommt: „Sobald der Schiedsrichter abpfeift, gibt´s kein Halten mehr – alle reden wild durcheinander und springen von den Stühlen.“

Vor 24 Jahren kam Siebert nach Deutschland: „Es gab für mich damals keine andere Wahl. Die Zustände in Ghana waren und sind noch immer schlimm.“ Neben der extremen Armut seien Verfolgung, Unterdrückung und Korruption nur einige der Gründe, warum die 49-Jährige ihrer Heimat den Rücken kehrte. Doch hier angekommen warteten neue Probleme auf die taffe Frau: „Ich konnte kein Deutsch, musste alle Behördengänge alleine organisieren und eine Unterkunft finden – das war eine sehr harte Zeit für mich.“

2:1 für Deutschland

Mittlerweile habe sie sich eingelebt und an die deutsche Kultur gewöhnt: „Recht schnell konnte ich eine Ausbildung zur Altenpflegerin beginnen, um ein besseres Leben zu haben als in Ghana.“ Ihre Familie blieb allerdings in dem westafrikanischen Staat, täglich telefoniere sie mit ihnen: „Nächstes Jahr reise ich mit meinen Kindern wieder für mehrere Wochen in die Heimat. Ich lebe quasi zwischen zwei verschiedenen Welten.“

Zwar ist Rita Siebert kein großer Fußballfan, doch einen Tipp für das heutige Spiel hat sie schon: 2:1 für Deutschland lautet die spontane Antwort. Doch dann schüttelt sie den Kopf und hofft auf einen Punktgewinn für die „Black Stars“: „Nachdem sie das erste Spiel verloren haben, geht es jetzt um einiges für die Mannschaft. Da werden die Jungs kämpfen – vielleicht doch eher ein Unentschieden.“ Auch wenn ihr Herz für ihre Heimat schlägt, die Ghanaer, glaubt sie, kommen nicht weit bei der WM: „Nach der Vorrunde ist´s wahrscheinlich vorbei, aber ich drücke heute Abend die Daumen. Egal wie das Ergebnis aussehen wird, ich freue mich auf das Spiel.“