Oberhausen. Als Festivaljurys der „Children’s Choice Awards“ beurteilen Fünftklässler aus dem Oberhausener Stadtteil Osterfeld Ruhrtriennale-Veranstaltungen. Die Aufgabe konfrontiert sie mit Beethoven, Mozart und Co. – und die Kulturschaffenden mit ehrlich-unverstellter Kritik.
Als Frau Polländer ihrer fünften Klasse verkündete, dass sie als offizielle Festivaljury der „Children’s Choice Awards“ an der Ruhrtriennale teilnehmen dürfen, brüllten viele Schüler vor Freude, erinnert sich die Lehrerin schmunzelnd. Selbstverständlich kommen da Fragen auf, wie beispielsweise „Ist das wie bei Deutschland sucht den Superstar und bin ich dann Dieter Bohlen?“ Oder: „Kommt Justin Bieber auch?“.
Worum geht’s denn nun wirklich? Unter dem Begriff „No Education“ soll Kindern und Erwachsenen ohne Erwartungshaltung oder besonderen Zugang zur Kulturszene Kunst nahe gebracht werden. Die Osterfelder Kinder sollen verschiedene Triennale-Veranstaltungen erleben und bewerten.
VIP-Anstecker mit viel Glitzer
Um sie an die konkreten Aufgaben einer Jury heranzuführen, führen die künstlerischen Mitarbeiterinnen des Projekts, Jana Marie Eiting und Jenna Winter, an zwei Tagen vier Workshops durch. Was bei einem internationalen Kunstfestival wie der Ruhrtriennale überhaupt geschieht und was Experten unter „Social Arts“ verstehen, wurde den Kindern erklärt. Der zweite Workshop hingegen ließ die Schüler persönlich zu Wort kommen. Rund um die Frage „Was können Kinder unter 18 Jahren machen?“, wurde über Minderjährigkeit diskutiert. Ist es gut oder eher schlecht, unter 18 Jahre alt zu sein?
Wie die Kinder Veranstaltungen bewerten wollen, schrieben sie auf eine Wandtafel. „Es war so lustig, dass ich mir fast in die Hosen gemacht habe“, oder „Es war so langweilig, dass ich fast eingeschlafen bin“ – zwei Beispiele dieser neuen Form „jugendlicher“ Kritik.
Im letzten Teil der Workshops wurden Anstecker mit der Aufschrift VIP gebastelt, die die Jury-Mitglieder tragen werden. Viel Glitzer wurde dabei verwendet.
Pädagogischer Hintergrund
Neben der Osterfelder Gesamtschule nehmen auch Schulen aus Herten und Essen am Projekt teil. Insgesamt treten somit 80 Schüler in der Jury-Fraktion an.
„Unsere Kinder kennen Beethoven und Mozart nicht“, sagt Projekt-Mitarbeiterin Cathrin Rose. Ihrer Meinung nach ist es wichtig, ihnen eben diesen Kontakt zu ermöglichen. Beim Start der Ruhrtriennale im Spätsommer werden die Schüler für die jeweiligen Veranstaltungen in kleine Gruppen aufgeteilt. Aufgrund der Quantität wird zwar nicht jedes Jury-Mitglied jede Veranstaltung begutachten können, dafür bekommt aber jeder Teilnehmer einen Auftritt auf dem rotem Teppich mit Tausenden von Zuschauern, Plätze in der ersten Reihe und exklusive Treffen mit den Künstlern. Eine Jury aus 12- bis 14-Jährigen mit viel Verantwortung.