Oberhausen. Das Sterkrader Johanniter Krankenhaus investiert mehr als 1,5 Millionen Euro in eine neue OP-Technik, bei der ein Roboter zum Einsatz kommt. Die soll vor allem bei Eingriffen an der Prostata von Vorteil sein und angewendet werden. Die Ärzte haben jederzeit die Kontrolle, versichern die Mediziner.

Die Urologen des Sterkrader Johanniter Krankenhauses können ihre Tumor-Patienten künftig präziser und feiner operieren als zuvor: Für über 1,5 Millionen Euro hat die Klinik für Urologie des evangelischen Klinikums Niederrhein einen neuen Operations-Robotor mit dem Namen des italienischen Universalgelehrten „da Vinci“ angeschafft. Dieser ermöglicht schwierigste komplexe Eingriffe, die mit so hoher Genauigkeit erfolgen können, dass der Körper des kranken Menschen nur minimal verletzt wird.

„Im westlichen Ruhrgebiet sind wir die einzigen, die damit arbeiten“, sagt Chefarzt Prof. Dr. Jan Fichtner. In Essen allerdings gibt es nach WAZ-Informationen ebenfalls einen solchen Roboter. Er sei ein wahres Wunderwerk der Technik, das den Patienten erhebliche Vorteile biete, sagt der Mediziner.

Patient erholt sich deutlich rascher

So müssten etwa bei Eingriffen an der Prostata statt eines zentimeterlangen Schnitts nur noch vier, fünf kleine punktuelle Einschnitte gemacht werden. Das mindere Wundschmerzen, Blutungen und die Infektionsgefahr. Der Patient erhole sich auch deutlich rascher. Auch die gefürchteten Nebenwirkungen wie Kontinenz- oder Potenzprobleme würden minimiert.

Neben Prostatakrebsoperationen kann das System aber auch bei Operationen von Nieren- und Blasentumoren eingesetzt werden. Das System besteht aus einem Roboter und einer Konsole mit kleinen Hebeln, über die der Chirurg vier Roboterarme steuert. Seine Bewegungen werden so nahtlos an Instrumente übertragen. Die Roboterarme bewegen sich dabei wie eine menschliche Hand, ihre Bewegungsfreiheit ist in alle Richtungen gegeben. Zittern tun sie natürlich auch nicht, ebenso gibt es keine Ermüdungen. „Alles geschieht präziser und schneller als bei einer herkömmlichen Operation“, betont Fichtner.

System kommt aus den USA

Diese Präzision ist auch deshalb möglich, weil dem Arzt alles in 3D-Optik dargestellt wird und das in bis zu zehnfacher Vergrößerung. Wichtig: Der Operateur hat zu jeder Zeit die Kontrolle. Die Entscheidung über den nächsten Schritt liegt immer und ausschließlich beim ihm.

„In den USA werden bereits 85 Prozent der Prostatakrebsoperationen damit ausgeführt. In Deutschland sind es bislang etwa 15 Prozent“, erklärt Fichtner, der auch Präsident der Deutschen Gesellschaft für Urologie ist. Im Silicon Valley in Kalifornien wurde „Da Vinci auch entwickelt. Im Johanniter-Krankenhaus kommt das neueste, von der Firma Intuitive Surgical entwickelte Modell zum Einsatz.

Geschult wurden der Chefarzt und seine drei Oberärzte aber nicht in den USA. „Das Unternehmen hat in Europa verschiedene Trainingszentren eingerichtet.“ Geübt wurde zuerst an Tierkörpern. Ein erfahrener Mediziner leitete das Training, das rund zwei Monate dauerte. „Die Technik war sehr leicht zu erlernen.“

Im August soll „Da Vinci“ erstmals am Johanniter eingesetzt werden. Der Chefarzt erwartet, dass mit dem Roboter im Jahr bis zu 200 Operationen durchgeführt werden.