Oberhausen. Beim Sommerfest an der Rua Hiroshima ließen sich Veranstalter und Gäste vom schlechten Wetter die gute Laune nicht verderben. Abwechselnd gestalteten die Kinder und auswärtige Künstler das Unterhaltungsprogramm. Das Kinderdorf benötigt die Einnahmen dringend für seine Arbeit mit Kranken und Unglücksopfern aus armen Ländern.
Vor zehn Minuten hat sie noch unten, auf dem Festplatz, im Rampenlicht gestanden und mit einigen anderen Mädchen bei der Eröffnung des Sommerfestes im Friedensdorf auf der Bühne getanzt. Jetzt ist Marivel (7), das kleine Mädchen aus Afrika, wieder oben im Dorf angekommen. Sie humpelt etwas mit ihrer Beinschiene, ist aber sonst guter Dinge.
Das sind die anderen Kinder auch, ganz gleich, ob sie an Krücken gehen, wieselflink im Rollstuhl herumkurven oder wie Bibi (10) aus Afghanistan nach einer schweren Brandverletzung gerade wieder auf die Beine gekommen sind.
Comic-Zeichnerin aus Japan
Um ihnen den Aufenthalt im Friedensdorf so angenehm wie möglich zu machen, haben über 50 ehren- oder hauptamtliche Helfer des Friedensdorfs wieder ein Sommerfest organisiert. Wegen des wechselhaften Wetters, so wurde kurzerhand entschieden, müssen sich die Kinder für ihre Darbietungen die überdachte Bühne auf dem Festplatz mit den auswärtigen Künstlern teilen, die dort nacheinander auftreten, der Vocal-Chor Niederrhein zum Beispiel oder die Musik- und Tanzgruppe „City Starlight“.
Nach und nach füllen sich der Festplatz und die Festhalle des Friedensdorfs mit Gästen. Unter dem Dach der Pavillons oder in der Halle kann ihnen der leichte Regen nichts anhaben. „Unser Sommerfest ist eine Einladung an die Oberhausener, ins Dorf zu kommen“, sagt Friedensdorf-Pressesprecherin Hanna Lohmann.
Auf Spenden angewiesen
Auch dabei wird natürlich versucht, einen möglichst hohen Erlös in die Kasse zu bekommen. Schließlich finanziert sich das Friedensdorf zu 100 Prozent aus Spenden. „Wir haben jährlich einen Mindestbedarf von sieben Mio Euro“, so Lohmann.
Und so haben Mitarbeiter der Botschaft von Usbekistan aus Berlin einen riesigen Topf mit einem duftenden Reisgericht zubereitet, das jetzt auf hungrige Besucher wartet. Drinnen, in der Halle, sitzt der Rheinberger Aktionskünstler Aloys Cremers an seinem Platz. Er malt auf Zuruf, Wunschbilder sozusagen, für fünf oder zehn Euro. Nicht weit entfernt von ihm hat die japanische Comic-Zeichnerin Midori Harada ihren Stand. Bei ihr kann man sich für 15 Euro porträtieren lassen. Sie alle stellen ihr Können kostenlos in den Dienst der guten Sache.
Schließlich sind ständig 150 Kinder im Friedensdorf untergebracht, um auf ihre Heilbehandlung zu warten oder an der Nachbehandlung teilzunehmen. Weitere 100 Kinder sind von hier aus in Krankenhäusern untergebracht.
Neue Basisstation in Kambodscha
„Sie kam ihm Februar liegend zu uns“, sagt Hanna Lohmann über auf Bibi, „hatte sich schwere Verbrennungen zugezogen“. Dass sie schon wieder an Krücken hüpfen könne, grenze an ein Wunder. In den meisten Fällen aber, gibt sie zu bedenken, seien es relativ harmlose Verletzungen, die aber zu schwerwiegenden Folgen führen, etwa weil eine Infektion nicht rechtzeitig mit Antibiotika behandelt wird. „Die meisten Kinder haben Knochenentzündungen“, so die Sprecherin.
Wenn Sachspender wie der Flughafen Düsseldorf nicht die ganze Flugabwicklung sponsern würden, könnten diese Kinder gar nicht nach Oberhausen geholt werden. Um solche Komplikationen gar nicht erst entstehen zu lassen, richtet das Friedensdorf mehr und mehr so genannte Basis-Gesundheitsstationen vor Ort ein, die eine wirksame Erstbehandlung durchführen. „Wir haben Anfang Juni die 22. Basisstadtion in Kambodscha eröffnet“, berichtet Hanna Lohmann.