Oberhausen.

Sechs Teilnehmer der Schreibwerkstatt der Gesamtschule Osterfeld sitzen verteilt auf einem weiß-gelb besegelten Piratenschiff und lesen aus ihren selbstverfassten Lieblingsgeschichten vor. Von Rotkäppchens Großmutter, die gern Dragon-Ball-Comics im Bauch des Wolfes liest, oder von Traumhochzeiten ganz in Pink. Von Tagebüchern über den Bottroper Künstler Josef Albers, von hungrigen Wölfen und tränenden Augen stolzer Eltern.

Studentinnen betreuten Projekt

An einem Dienstagnachmittag haben Jugendliche die Osterfelder Stadtbibliothek für sich eingenommen, um ihr geschriebenes Werk Eltern, Freunden und anderen interessierten Besuchern vorzustellen. Unter der Betreuung von Anne Schaffrath und Verena Darge, zwei Studentinnen der Universität Duisburg-Essen, sind innerhalb von sieben Monaten zahlreiche Texte von Schülerinnen und Schülern der Jahrgangsstufen 5 und 9 entstanden.

Dabei haben die Neuntklässler ihre jüngeren Mitschüler nicht in Grammatik und Rechtschreibung, sondern im Inhalt unterstützt. „Das sind schließlich keine Lehrer“, ergänzt die Direktorin der Gesamtschule Osterfeld, Ingrid Wenzel, mit einem Lächeln. Sie fährt fort: „Wir sind so stolz und uns alle einig: Wir Lehrer könnten so nicht schreiben.“

Inmitten der voll gestellten Bücherregale präsentiert sich in vier Stationen die Themenwahl der jungen Schreiberlinge: „Wintergeschichten“, „Josef Albers“, „Märchen“ und „Träume“. Aus vorgegebenen Bildern eine Geschichte zu formen oder den Besuch im Josef Albers-Museum in Bottrop – all das nutzten die Schüler, um sich in die Themengebiete einzuarbeiten oder verschiedene Schreibtechniken zu entwickeln – wie beispielsweise Aylin Bak (15): „Den Anfang einer Geschichte finde ich immer am schwierigsten. Darum beginne ich oft in der Mitte oder mit dem Ende.“

CD ist in Planung

In ihrer Märchengeschichte hat sie sich in das Bewusstsein eines Diebes hinein versetzt, der Fabelwesen um ihr Hab und Gut bringt.

Auf dem Weg zur fertigen Geschichte lernten die jungen Schreiber einige Übungen kennen, die ihnen das Schreiben erleichtern sollten. Wie das „Free-Writing“ an der Traum-Station, bei dem man drei Minuten lang ohne Pause zu einem bestimmten Wort durchschreiben muss, werden sowohl Stift und Kopf gefordert. Zum Abschluss des Projekts sprechen alle 16 Teilnehmer ihre Lieblingsgeschichten noch persönlich auf CD. Daneben ist laut Ingrid Wenzel auch ein „GSO-Lesebuch“ mit literarischen Texten der Schreibwerkstatt, mit Klausuren und dem schulischen Gesellschaftslehre-Unterricht in Planung. Wie man Geschichten schreibt, das kann man lernen. Fantasie hingegen muss man besitzen.