Oberhausen. . Schauspieler und Vorleser Rainer Rudloff schaffte es, 600 Vierklässler im Gasometer für Michael Endes „Momo“ zu begeistern.

Das Dunkel füllt den Gasometer. Tiefe Schwärze kriecht in jeden Winkel. Über 300 Viertklässler versinken in diesem dunklen Meer. Dann zerteilt ein Scheinwerfer die Finsternis. Der Lichtstrahl fällt auf den Schauspieler und Vorleser Rainer Rudloff. In seinen Händen hält er ein orangefarbenes Buch: Michael Endes „Momo“.

Rudloff nimmt die Kinder mit auf eine Zeitreise in eine Welt jenseits von Multimedia. Er führt sie ein in die Geschichte um Momo und die grauen Herren, die Zeitdiebe. Dann liest und spielt Rudloff, wie Momo zum ersten Mal so einem grauen Herrn begegnet. Wie dieses außergewöhnliche kleine Mädchen das Unheil und die Kälte spürt, die von dem grauen Herrn ausgehen, wie sie sein wahres Gesicht erkennt. Rudloff lässt seine Momo ob der Eiseskälte bibbern, so sehr, dass man als Zuschauer beinahe selbst schon fröstelt.

Der Schauspieler schafft es zum zweiten Mal an diesem Vormittag, eine so große Anzahl Grundschüler für 45 Minuten zu fesseln. Als die Kinder ein-, zweimal etwas unruhiger werden, reagiert er sofort. Rudloff verlässt die Bühne und geht in die Reihen der Kinder hinein. Augenblicklich gewinnt er so die Aufmerksamkeit seines jungen Publikums zurück.

„Zukunft, Moment, Vergangenheit"

Die Grundschüler sind erstaunlich fit. Was denn die Zeit ist, will Rudloff zwischendurch wissen. „Zukunft, Moment, Vergangenheit“, erklärt Mara (9). Ein anderer junger Zuhörer weiß sogar: „Wir leben immer in der Zukunft, der Vergangenheit und der Gegenwart.“ Schwer philosophisch sind diese Kinder. Mara und Chenoa (10) von der Heideschule haben zuvor auch erklärt: „Wir lesen viel.“

Zum Lesen sollen die Angebote des Bildungsbüros der Stadt Oberhausen und des Gasometers die Kinder auch anregen. „Wir versuchen die Schüler so an Lesestoff und an Ausstellungen heranzuführen“, sagt Gasometer-Geschäftsführerin Jeanette Schmitz. Zum Abschluss gibt es für alle nämlich noch eine Rallye durch „Der schöne Schein“. Aber soweit ist es noch nicht. Noch lauschen alle Rainer Rudloff. Der begleitet mit seinen Lesungen schon die dritte Ausstellung in der Tonne. Dabei hat er sich von Jeanette Schmitz immer zunächst über die Atmosphäre der jeweiligen Ausstellung informieren lassen, um danach die Literatur auszuwählen. So fröstelt es alle bei der Begegnung mit den grauen Herren in dem kühlen Raum, der die Kulisse für die Lichtinstallation dieser Ausstellung stellt. Und auch diese Laser-Show dürfen sich die Kinder noch ansehen. Die finden sie dann „geil“, „cool“, die bekommt sogar auch noch Applaus.