Oberhausen.. In Deutschland sind 15 Prozent der Kinder und Jugendlichen zwischen drei und 17 Jahren übergewichtig. Experten regen an, das Fach „Gesundheitswissenschaften“ an Schulen einzuführen. An den Oberhausener Schulen sind die Meinungen darüber geteilt. Längst gibt es hier Konzepte zur Gesundheitsförderung.
In Deutschland sind 15 Prozent der Kinder und Jugendlichen zwischen drei und 17 Jahren übergewichtig. Experten wie beispielsweise Rolf Buchwitz, Vorstandsmitglied der AOK Rheinland, fordern deswegen ein neues Unterrichtsfach für weiterführende Schulen: „Gesundheitswissenschaften“.
Auf diese Weise könne das Bewusstsein für gesunde Ernährung und ausreichende Bewegung flächendeckend gefördert werden. An Oberhausener Schulen sind die Meinungen darüber geteilt. Vielerorts gibt es hier längst Konzepte zur Gesundheitsförderung. Am Käthe-Kollwitz-Berufskolleg spielen Gesundheit und Ernährung seit Jahren sogar eine ganz zentrale Rolle.
Kooperation mit der AOK ist geplant
„Gesundheitswissenschaften ist ein interessantes Fach, das auch an Gymnasien angeboten werden könnte“, findet Sabine Schmidt-Rosner, kommissarische Schulleiterin am Freiherr-vom-Stein-Gymnasium. Sie könnte sich ein solches Angebot im Wahlpflichtbereich ab Klasse 8 vorstellen. „In der Oberstufe wäre es schon zu spät.“ Zurzeit finden sich die entsprechenden Themen in den Biologie- und Sport-Lehrplänen wieder. „Wir planen außerdem gerade eine Kooperation mit der AOK“, so Sabine Schmidt-Rosner. Die Kasse hat Fortbildungsangebote für Schulen im Programm.
Ingrid Wenzler, Schulleiterin der Gesamtschule Osterfeld, ist der Meinung, dass das Bewusstsein, Gesundheitsförderung als zentrales Schulthema zu sehen, an den Oberhausener Schulen erfreulich stark ausgeprägt ist. Der Schulwaldlauf im Kaisergarten sei ein positives Beispiel, wie die Stadt das Thema ebenfalls vorantreibe. Wie an vielen anderen Schulstandorten gibt es an der Gesamtschule Osterfeld eine Mensa, in der sehr auf gesunde Nahrungsmittel geachtet wird. Angeboten werden etwa zuckerfreie Getränke, Vollkornbrötchen sowie Obst- und Gemüsespieße.
Ein Preis motiviert stärker als ein neues Fach
„Wir haben zudem das Fach Hauswirtschaft, in dem die Schüler lernen, wie man frisch, gesund und günstig kocht – ohne Fertignahrungsmittel“, so Ingrid Wenzler. Für ein Fach „Gesundheitswissenschaften“ hat sie „nur ein Achselzucken übrig“. „Ich mag es nicht, wenn man bei jeder neuen Idee gleich auf ein Schulfach kommt“, sagt sie. „Ich finde, eine Schule sollte sich ganzheitlich um das Thema kümmern. Wir haben zum Beispiel 2012 den Schulentwicklungspreis ,Gute gesunde Schule’ bekommen. So etwas motiviert eine Schule viel stärker als ein neues Unterrichtsfach.“
Neu ist dieses Fach für Gudrun Wermert-Heetderks, Schulleiterin des Käthe-Kollwitz-Berufskollegs, nicht – im Gegenteil. Schülerinnen und Schüler der hier angesiedelten Fachoberschule bzw. Berufsfachschule für Sozial- und Gesundheitswesen beschäftigen sich bis zu sechs Stunden pro Woche damit. „Das Fach in den Unterricht an anderen weiterführenden Schulen zu integrieren, ist sinnvoll. Wir sehen ja, dass die Menschen heute zum Beispiel viel weniger selbst kochen als früher“, sagt Gudrun Wermert-Heetderks. „Bei uns an der Schule geht es allerdings noch um viel mehr.“ Wenn sie hier die Fachhochschulreife geschafft haben, kennen sich die Absolventen auch beispielsweise mit Krankheitsbildern und Gesundheitssystemen aus.
Das Käthe-Kollwitz-Berufskolleg verfolgt auch außerhalb der gesundheitsbezogenen Bildungsgänge das Prinzip, gesunde Ernährung und Bewegung wie selbstverständlich ins Schulleben einfließen zu lassen. In der Mensa wird täglich frisch und ohne „Convenience Food“ gekocht. in der Cafeteria sind keine Süßigkeiten in der Auslage, es gibt Frühstücksangebote und Bewegungsspiele in den Pausen.
Ministerium entwickelt Leitprojekt „Verbraucherbildung“
Das Schulministerium NRW hat derzeit keine konkreten Pläne, das Fach Gesundheitswissenschaften einzuführen. „Es gibt in verschiedenen anderen Fächern, zum Beispiel Hauswirtschaftslehre, Arbeitslehre und Politik, Anknüpfungspunkte, und das nutzen die Schulen auch sehr intensiv“, so Sprecherin Filiz Soytürk. Vor allem im Ganztag ließen sich leicht zusätzliche Bewegungsangebote realisieren, ergänzend zum Sportunterricht.
Konkret wird im Ministerium gerade das fächerübergreifende Leitprojekt „Verbraucherbildung“ entwickelt. Dabei sollen Lehrer gezielte Hinweise bekommen, wie Gesundheitsthemen in den Lehrplan eingebaut werden können.