Oberhausen. . Bei der Gleichstellungsstelle in Oberhausen beschwerten sich 2013 viele Frauen über sexistische Werbung. Die Gleichstellungsbeauftragte Britta Costecki und ihr Team gehen den Hinweisen nach und sprechen Händler gezielt an. Nun plant die Stadt eine Veranstaltung mit „Aufschrei“-Initiatorin Anne Wizorek.

Eine kaum bekleidete Frau, die sich auf einem Plakat räkelt, um ein Produkt zu bewerben: Was mittlerweile in den Augen vieler Betrachter normal ist, empfinden einige Frauen als sexistisch und abwertend. Auf der Suche nach einer Stelle, wo sie ihre Beschwerden über solche Grenzüberschreitungen anbringen können, nahmen Bürgerinnen 2013 zunehmend die städtische Gleichstellungsstelle in Anspruch.

Auslöser für die vermehrten Hinweise von Frauen war auch die Debatte in dieser Zeitung um die Aufstellung der nackten Frauenskulptur „Concordia“ in einem Kreisverkehr.

Sprechen Händler vor Ort an

Die Frage, wann eine Grenze überschritten wird, „ab wann eine Frau sich verletzt fühlt von solcher Werbung, ist ja sehr subjektiv“, sagt Britta Costecki, „und da hat sich die Wahrnehmung in den vergangenen Jahrzehnten auch sehr verändert.“

Den Hinweisen geht die Gleichstellungsstelle nach, sie spricht gezielt die Händler vor Ort an, deren Werbung Frauen unangenehm aufgefallen ist. „Wir kommen nicht mit der Keule, die haben wir ja auch gar nicht“, sagt Britta Costecki, „wir suchen das Gespräch und appellieren an die Geschäftsleute“. Dabei seien die Argumente der Frauen selbst, die die städtischen Angestellten übermitteln, am wirkungsvollsten, so die Erfahrung Gleichstellungsbeauftragten.

Händler wollen keine Kunden vergrätzen

Die Interventionen haben durchaus Erfolg: „Wir stellen ein Einlenken fest.“ Schließlich wollten die Händler keine Kunden vergrätzen. Eine einmal gedruckte Werbebeilage lasse sich zwar nicht zurückziehen, „aber die Folgewerbung ist dann zurückhaltender oder das Ladenlokal wird anders ausgestattet“.

Allerdings: An Konzerne wie H&M oder auch die Besitzer von Flatrate-Bordellen und ihre Werbeplakate tritt auch Costecki nicht heran. Weil chancenlos im ersteren Fall und wegen fehlender Gesprächsbasis im zweiten Fall.

„Sexismus im Alltag“

Mit der Feministin Anne Wizorek plant die Gleichstellungsstelle am 11. Juni ein Frauenforum im Gdanksa zum Thema Alltagssexismus (Beginn: 18 Uhr).

Spannend sei zum Beispiel die Frage, wie viele sexistische Sprüche von Männern Frauen in der Arbeitswelt akzeptieren müssten und „wogegen wir vorgehen sollten“, sagt Costecki.

Eine andere Sexismus-Debatte hat 2013 die Gemüter bewegt. Der Satz „Sie könnten ein Dirndl auch ausfüllen“ des damaligen FDP-Spitzenkandidaten Rainer Brüderle gegenüber der Journalistin Laura Himmelreich sorgte im sozialen Medium „Twitter“ für einen „Aufschrei“: Eine Diskussion, die Anne Wizorek initiierte und an der sich ungeahnt viele Frauen beteiligten.

„Das zeigt, dass sie einen Nerv getroffen hat“, sagt Costecki, „deshalb wollen wir an dem Thema dranbleiben“. Die Gleichstellungsbeauftragte ist sich sicher: „Das betrifft gerade auch jüngere Frauen. Sie sind gleichberechtigt und mit allen Chancen aufgewachsen. Und dann treffen sie sexistische Bemerkungen und blöde Kommentare im Job wie eine kalte Dusche.“