Oberhausen. Oberhausens Gleichstellungsbeauftragte Britta Costecki fordert: Mehr Frauen in Führungspositionen. Auch Aufsichtsräte der Stadttöchter sollen weiblicher werden.
Oberhausen braucht mehr weibliche Führungskräfte und mehr Frauen in den Aufsichtsräten der städtischen Unternehmen. Das fordert die Gleichstellungsbeauftragte Britta Costecki. „Damit sich in der Geschlechtergerechtigkeit etwas bewegt, benötigen wir gesetzliche Vorgaben.“ Daher begrüße sie auch die Pläne der sich im Bund abzeichnenden Großen Koalition, eine Frauenquote für Aufsichtsräte mitbestimmter und börsendotierter Unternehmen festzuschreiben.
Familie und Beruf schlecht vereinbar
Dieses wegweisende Signal solle auch auf der Stadtebene etwas verändern. „In der Verwaltung wäre das problemlos möglich. Wir haben einen Frauenanteil von rund 60 Prozent, aber in den Führungspositionen spiegelt sich das noch nicht wider.“ Im Höheren Dienst seien Frauen bisher nur mit etwa 35 Prozent vertreten. Dies liege vor allem daran, dass sich Familie und Beruf noch schlecht vereinbaren ließen. Gerade in Führungspositionen müsse Oberhausen offener und flexibler werden, etwa durch Teleheimarbeit für Mütter. „Wenn wir Frauenförderung ernst nehmen, dann müssen Frauen auf die Überholspur.“ Jetzt sei die richtige Zeit, dies umzusetzen: „Es gibt demnächst einige Vakanzen auf Amtsleiterebene und in den Fachbereichsleitungen, in Oberhausen ist einiges im Fluss.“
Doch auch die Männer, vor allem aber diejenigen, die über Jobs und Beförderungen entscheiden, müssten Frauen mehr in den Blick nehmen und sie deutlich aktiver fördern und motivieren. Dadurch hätte auch die Stadt einen Gewinn, „ein Mix aus Männern und Frauen macht die Arbeit aufgrund unterschiedlicher Sichtweisen besser“.
Unterrepräsentiert sind Oberhauserinnen aber nicht nur in den Chefetagen der Verwaltung, auch die Aufsichtsräte städtischer Unternehmen sind noch männlich dominiert. Ändern könnte dies die Politik, denn die Parteien besetzen einige Posten in diesen Gremien. Sie wählen dafür Mitglieder des Rats, in dem immerhin über ein Drittel Frauen vertreten sind (22 von 62).
Gesellschaftliches Defizit
„Es ist seit Jahren unser Ziel, mehr Frauen in den Rat und in die Aufsichtsräte zu bekommen“, sagt Ute Jordan-Ecker, Chefin der Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Frauen (AsF).Zwar müsse in der SPD eine Geschlechterquote von 40 Prozent bei der Aufstellung der Kommunalwahllisten erfüllt werden, „aber eine Mutter, die auch noch einem Beruf nachgeht, traut sich oft nicht, ein politisches Ehrenamt anzunehmen, obwohl sie qualifiziert ist und es ausfüllen könnte.“ Gründe gebe es dafür viele. Ein gewichtiger sei jedoch: „Kommunalpolitik ist nicht familienfreundlich“, so fehle zum Beispiel bei Oberhausener Parteitagen die Kinderbetreuung.
Auch Marita Wolter von der christdemokratischen Frauen-Union sieht Probleme, ihre Geschlechtsgenossinnen für Politik zu begeistern. „Hinter jedem starken Mann steht eine ganz starke Frau. Aber die kommt nicht an die Sonne.“ Schuld seien gesellschaftliche Defizite und ein veraltetes Rollenverständnis, das ein Heimchen am Herd erwarte, aber nicht eine Karrierefrau mit Kind und Mandat. „Ich selbst habe mit der Politik gewartet, bis meine Tochter nicht mehr betreut werden musste“, sagt die pensionierte Lehrerin. Dass wenige Frauen in den Aufsichtsräten sitzen, müsse aber jede Partei selbst verantworten. „Wenn eine Partei willens ist, gelingt es auch, die Anzahl zu erhöhen.“