Oberhausen. . „Wir wollen Arbeit statt Arbeitslosigkeit finanzieren.“Was die SPD-Bundestagsfraktion 2013 formulierte, kann die Arbeitsgemeinschaft der freien Wohlfahrtsverbände nur unterstreichen: Sieben von zehn Hartz IV-Beziehern in Oberhausen erhalten seit mehr als zwei Jahren Grundsicherung.

„Wir wollen Arbeit statt Arbeitslosigkeit finanzieren.“ Was die SPD-Bundestagsfraktion im März 2013 formulierte, kann die Arbeitsgemeinschaft der freien Wohlfahrtsverbände Oberhausen nur unterstreichen: Sieben von zehn Hartz IV-Beziehern in Oberhausen erhalten seit mehr als zwei Jahren Grundsicherung, vor allem Ältere und Alleinerziehende sind betroffen.

Fast jedem Vierten der 13.500 erwerbsfähigen Hartz IV-Bezieher fehlt ein Schulabschluss, 7330 haben keine abgeschlossene Ausbildung. Die Daten stammen aus dem aktuellen „Arbeitslosenreport NRW“.

Alarmierende Zahlen

„Die Zahlen sind alarmierend“, sagt der Geschäftsführer der Arbeiterwohlfahrt, Jochen Kamps. Für die Verbände steht fest, dass die Jobcenter ihre Anstrengungen steigern und die finanziellen Investitionen für berufliche Bildung und Qualifizierung erhöhen müssen. „Die seit 2010 durch die Bundesregierung vorgenommene Mittelkürzung bei Maßnahmen der Arbeitsförderung muss unverzüglich zurückgenommen werden“, fordert die Freie Wohlfahrtspflege.

Das sieht die Leiterin des Oberhausener Jobcenters, Annette Gleibs, genau so: Erhielt das Center 2009 über 24,3 Millionen Euro für Eingliederungsleistungen, so sind es in diesem Jahr nur noch 16 Mio Euro. „So verringern sich die Arbeitsangebote für Hilfeempfänger deutlich.“ Immerhin: 2013 wurden 3457 Hartz IV--Leute wieder in Arbeit vermittelt.

Ohne Ausbildung, ohne Schulabschluss

Dennoch: „Wir brauchen einen dritten Arbeitsmarkt. Wer ohne Ausbildung oder Schulabschluss ist, kann kaum in den ersten Arbeitsmarkt vermittelt werden. Das ist unglaublich schwierig. Diese Menschen haben kaum eine Chance“, sagt Gleibs.

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Schwer haben es auch ältere Arbeitslose: Laut Arbeitslosenreport bezogen im Dezember 2013 über 4000 Oberhausener im Alter von über 50 länger als zwei Jahre Hartz IV. Dauerhaft geförderte, einfache Jobs müssten also geschaffen werden. Ein gutes Beispiel: Bei der Oberhausener Awo wurden vier Langzeitarbeitslose eingestellt, die eine Gartenbautruppe bilden. Davon profitieren nicht nur die Vier und die Awo, sondern auch die Gesellschaft.

Psychische Erkrankungen

Für einen Hartz IV-Bezieher werden alles in allem um die 800 Euro pro Monat an Leistungen ausgegeben, hinzu kommen immer wieder teure Maßnahmen. „Da sind wir dann schon fast in der Nähe eines Mindestlohns“, sagt Gleibs. Viele Langzeitarbeitslose litten an psychischen Erkrankungen, weil sie keine Bestätigung haben. Je länger die Arbeitslosigkeit anhält, desto tiefer das Tal, in das die Betroffenen versinken.

Vielleicht, so Gleibs, nehme sich die Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles (SPD) ja endlich des Themas an, nachdem die Rente mit 63 ja nun vom Bundestag verabschiedet sei.