Oberhausen. Nachdem der Bundesgerichtshof (BGH) gestern entschied, dass eine verunglückte Radfahrerin, die ohne Helm unterwegs war, keine Mitschuld trägt, diskutieren Experten das Pro und Kontra. Der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club lehnt eine Helmpflicht ab, die Verkehrswacht würde sie dagegen begrüßen.

Radfahrer haben bei unverschuldeten Unfällen auch dann einen vollen Anspruch auf Schadenersatz, wenn sie ohne Helm unterwegs waren. Das hat der Bundesgerichtshof (BGH) gestern entschieden – eine Vorinstanz hatte einer 2011 verunglückten Radfahrerin eine Teilschuld gegeben, da sie keinen Helm trug. Der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club in Oberhausen begrüßt dieses Urteil. „Wenn das Gericht anders entschieden hätte, würde das umgekehrt eine Helmpflicht bedeuten“, erklärt Norbert Marißen, verkehrspolitischer Referent des örtlichen ADFC. „So eine Vorschrift lehnen wir ab.“ Ein umstrittenes Thema, so plädiert die Verkehrwacht für die Helmpflicht. Auch Experten der Oberhausener Polizei sind Fürsprecher des Fahrradhelms.

ADFC setzt auf Freiwilligkeit

„Inwieweit ein Helm schützt, ist umstritten“, so Marißen. „Bei höheren Geschwindigkeiten macht es oft keinen Unterschied, ob man einen Helm auf dem Kopf hat oder nicht.“ Zwar werde teilweise bei ADFC-Touren eine Helmpflicht für die Teilnehmer verhängt, doch will man eher auf die Freiwilligkeit setzen. „Wir sind der Überzeugung, dass eine gesetzliche Pflicht dazu führt, dass weniger Menschen Fahrrad fahren.“ Dennoch, gerade Kinder und Jugendliche versucht der ADAC dazu zu bringen, einen Helm zu tragen. „Hier sind die Eltern als Vorbilder gefragt.“ Um die Sicherheit der Fahrradfahrer zu erhöhen, sollte eher die innerstädtisch erlaubte Höchstgeschwindigkeit auf 30 Stundenkilometer begrenzt werden. „Das würde helfen und Unfälle verhindern.“

Dieter Elsenrath-Junghans, Vorsitzender der Oberhausener Verkehrswacht, ist ein Befürworter einer Helmpflicht. „Wenn es etwas gibt, das den Kopf schützen kann, dann sollte es auch getragen werden.“ Elsenrath-Junghans betont, dass Fahrradfahrer bei einem Großteil der Unfälle Kopfverletzungen erleiden. „Teils schon bei niedrigen Geschwindigkeiten kann das schwerwiegende Verletzungen nach sich ziehen.“

Polizeihauptkommissar Jochen Thiel, von der Verkehrsprävention des hiesigen Präsidiums, besucht Schulen und bietet Fahrradunterricht an. „Wir sind der Überzeugung, dass Helme vor schwerwiegenden Verletzungen schützen können.“ Das würden Ärzte bestätigen. „Meine Kollegen und ich sind privat wie beruflich deshalb ebenfalls immer mit Helm unterwegs.“