Oberhausen. Der Gewerkschafter Stefan Schubert sieht viele Baustellen in der Schullandschaft. „Physiklehrer fehlen, zudem mangelt es an technischer Ausstattung.“ Anreize würden fehlen, um junge Erwachsene für den Beruf des Lehrers zu interessieren.
Der gemeinsame Unterricht behinderter und nicht-behinderter Kinder, die technische Ausstattung der Schulen und der Lehrermangel in Fächern wie Physik, Chemie oder Mathematik: Stefan Schubert, Lehrer am Bertha-von-Suttner-Gymnasium und Vorstandsmitglied der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) in Oberhausen, sieht aktuell ein großes Bündel an Herausforderungen in der Schullandschaft. „In sehr vielen Bereichen gibt es Baustellen.“ Im NRZ-Gespräch hebt er die größten Probleme hervor.
„Zweifelsfrei wird es bei der Inklusion, also dem gemeinsamen Unterricht von behinderten und nicht-behinderten Kindern, große Anstrengungen brauchen“, so Schubert. Denn auf eine Regelschule kommen nicht einfach nur Kinder mit einer Gehbehinderung oder einem Rollstuhl, denen etwa mit dem barrierefreien Zugang zum Schulgebäude geholfen werde, sondern auch solche mit einer Lernbeeinträchtigung. „Das wird sich im Schulalltag widerspiegeln müssen.“ Hier sieht Schubert auch Probleme für die Sonderpädagogen aufziehen. „Das Arbeiten an Gesamtschulen oder Gymnasien ist bisher ein anderes als an Förderschulen. Die Schulkultur wird sich ändern müssen.“ Hierbei fordert Schubert eine Einbeziehung der Gewerkschaften. „Es ist allen Beteiligten klar, dass etwa in Oberhausen Förderschulen schließen werden. Wie dann aber die Zukunft der Kollegen aussehen kann, muss transparent gestaltet werden.“
Besonders hoher Lehrermangel in Naturwissenschaften
Der Gewerkschafter spricht zudem das Problem überfüllter Klassen an. „Das ideale Betreuungsverhältnis in einer Klasse ist 20-5-2.“ Das heißt, dass auf 20 Schüler fünf Kinder mit einer Behinderung kommen, die von zwei Lehrkräften betreut werden.“ Hierbei seien Bundes- und vor allem die Landespolitik gefragt. „Durch den demografischen Wandel sinkt die Zahl der Schüler. Das wäre die Chance, nicht gleichzeitig Lehrerstellen einzusparen, sondern die Betreuung zu verbessern.“
Nur 200 Nachwuchskräfte an Kollegs
In den kommenden Jahren werden in NRW deutlich mehr Lehrer aus Altersgründen aus ihrem Beruf ausscheiden, als neue eingestellt werden.
So werden an den Berufskollegs im Schuljahr rund 1000 Lehrer in Pension gehen, gleichzeitig werden jedoch nur 200 Nachwuchskräfte eingestellt.
Schubert spricht zudem von fehlenden Anreizen für angehende Physik-, Chemie- oder Mathematiklehrer. „In den Naturwissenschaften, Biologie einmal ausgeklammert, werden händeringend Nachwuchskräfte gesucht.“ Doch würden junge Erwachsene, die sich für diese Laufbahn interessieren würden, eher in Richtung einer Anstellung in der Wirtschaft tendieren. „Die Rahmenbedingungen dort sind ganz andere, etwa was die Aufstiegschancen anbelangt.“
Ein großes Problemfeld stelle zudem die technische Ausstattung der Schulen in Oberhausen dar. „In Mülheim oder auch in Dinslaken wird derzeit ordentlich investiert. Computer und Smartboards werden angeschafft“, so Schubert. Das führe bereits heute dazu, dass einige Eltern in Schmachtendorf ihre Kinder eher an einem Gymnasium in der nördlichen Nachbarstadt anmelden.