Oberhausen. Wer in Oberhausen zum Friseur geht, muss demnächst mit Preiserhöhungen rechnen. Bernd Görg, Obermeister der lokalen Friseurinnung, schätzt, dass wegen des Mindestlohns fast drei Viertel aller Friseure ihre Preise anheben werden. Nur manche Leistungen sollen vom Preisanstieg ausgenommen sein.
Viele Oberhausener müssen beim Friseurbesuch bald tiefer in die Tasche greifen. Denn fast drei Viertel aller Friseure werden wegen des Mindestlohns in nächster Zeit ihre Preise anheben. Das zumindest schätzt der Obermeister der lokalen Friseurinnung, Bernd Görg. „Etwa 70 Prozent aller Salons werden was machen müssen. Sonst wachsen ihnen die Kosten über den Kopf.“
Der Experte rechnet mit Preiserhöhungen von durchschnittlich fünf Prozent. „Friseure aus dem unteren Segment, die in den vergangenen Jahren nicht an den Preisen gedreht haben, werden natürlich kräftiger zulangen müssen. Andernfalls schlittern sie in die roten Zahlen.“ Vor allem bei Leistungen wie Haare schneiden und färben seien Preisanstiege zu erwarten, so Görg.
Kinderhaarschnitte nicht betroffen
Weil der Mindestlohn im Friseurgewerbe ab August nächsten Jahres bundesweit 8,50 Euro betragen wird, hatte der Branchenprimus Klier kürzlich Preiserhöhungen in seinen rund 900 Salons angekündigt (siehe Infokasten). Nun rechnen Oberhausens Haarschneider nach, ob sie den bereits in diesem August vorgeschriebenen Lohnanstieg von 7,50 auf 8 Euro noch abfedern können – ohne an der Preisschraube zu drehen.
Ihre Entscheidung bereits getroffen hat Wiesia Idczak, Geschäftsführerin von MaXXHair an der Mülheimer Straße: „Ich muss meine Mitarbeiter und die Miete bezahlen, mir bleibt nichts anderes übrig als aktiv zu werden“, begründet sie die beschlossene Preiserhöhung um rund 50 Cent. „Kinderhaarschnitte sind davon jedoch nicht betroffen, weil sie nicht so aufwändig sind.“ Was ihre Kunden zu den neuen Preisen sagen werden? „Begeistert wird niemand sein, aber wir haben viele treue Stammkunden“, ist Idczak vorsichtig optimistisch.
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Ähnlich sieht es Ursula Look, die die Kunden in ihrem gleichnamigen Haarstudio nur in einem „sehr überschaubaren Rahmen“ mehr zur Kasse bitten will. „Unsere Kunden wollen eine Top-Leistung von gut geschultem Personal. Das muss auch angemessen bezahlt werden.“
Gravierende Folgen für Billig-Friseure
Gravierende Folgen sieht sie hingegen auf die so genannten Billig-Friseure zukommen. „Wer sich bislang immer nur auf dem untersten Lohn-Niveau bewegt hat, dem laufen jetzt natürlich die Lohnkosten aus dem Ruder.“
Wenig Verständnis für derartige Geschäftsstrategien hat Obermeister Görg, der sich klar gegen die niedrigen Löhne positioniert. „Ich wünsche mir, dass in diesem Bereich scharf kontrolliert wird. In Oberhausen ist mir kein einziger Fall bekannt, dass der Zoll mal irgendwo die Bücher geprüft hat.“ Daher sei es keine Seltenheit, dass eine Angestellte offiziell für 24 Stunden in der Woche nach Mindestlohn bezahlt werde, aber darüber hinaus noch weitere Stunden schwarz arbeite. „Das geht natürlich auf Kosten der Altersversorgung der Angestellten“, schimpft Görg.
Außerdem beobachte er den Trend, dass immer mehr Friseure einen mobilen Service anbieten, um Kosten zu sparen – und dabei auf Mitarbeiter und einen eigenen Salon verzichten.