Die Oberhausener Friseurinnung begrüßt die Einführung eines bundesweiten Mindestlohns und hofft, dass Lohn- und Preisdrücker künftig der Vergangenheit angehören. Einige kleine Betriebe müssen allerdings um ihre Existenz bangen. Die Kunden müssen sich ihrerseits auf teils steigende Preise fürs Haareschneiden einstellen. Hintergrund: Der Zentralverband des Deutschen Friseurhandwerks hat sich jetzt mit der Gewerkschaft Verdi auf die Einführung eines bundesweit einheitlichen Mindestlohns geeinigt. Mindestens 8,50 Euro sollen Friseure und Friseurinnen ab August 2015 verdienen. Bis es soweit ist, soll eine schrittweise Angleichung stattfinden.

Billigmacher müssen teurer werden

„Ich finde das hervorragend“, freut sich der Obermeister der Oberhausener Friseurinnung, Bernd Görg. „Ich kämpfe seit jeher für den Mindestlohn, darum begrüße ich die Entwicklung.“ Seiner Meinung nach sind es die „Billigmacher“, die das Geschäft sowie die Löhne kaputt machen. „Die müssen jetzt teurer werden“, so Görg. Denn ansonsten rechne sich das Geschäft einfach nicht mehr. „Die Lohnkosten sollten 50 Prozent der Gesamtkosten nicht überschreiten“, erklärt der Innungsmeister.

Die Garantie, den Mindestlohn künftig auch zu sichern, liegt für Görg in einer strikteren Überwachung der Betriebe. „Die Rentenversicherung prüft zwar alle vier Jahre jeden Betrieb auf die Abfuhr der Sozialabgaben“, sagt er. Doch das sei zu wenig. „Letzten Endes geht eine Durchsetzung nur über eine vernünftige und regelmäßige Kontrolle.“

In der Praxis sehe es leider so aus, dass viele Mitarbeiter von Friseursalons mehr arbeiten, als in ihrem Arbeitsvertrag steht. Görg: „Viele Menschen, gerade in diesem Handwerk, sind froh, wenn sie überhaupt eine Stelle finden. Das nutzen einige Arbeitgeber schamlos aus.“ Auch die Gewerkschaft könne in dem Fall nicht viel ausrichten, da die meisten Friseure noch nicht gewerkschaftlich organisiert seien. „Das ist einerseits ein Problem mangelnder Kommunikation der Gewerkschaften. Die müssten viel mehr Werbung bei den Friseuren machen.“ Andererseits sei es aber auch eine Kostenfrage für die Friseurinnen und Friseure. „Wenn jemand 1358 Euro brutto verdient, bleiben rund 998 Euro netto. Das reicht gerade mal zum Leben. Da überlegt man sich dann zweimal, ob man davon noch Gewerkschaftsbeiträge zahlen will.“

Generell scheint die Einführung eines Mindestlohns bei vielen Friseuren auf großen Anklang zu stoßen. „Ich befürworte das sehr“, sagt André Schroeter. Er führt den Salon MaDorado Haardesign an der Ebertstraße und ist sich sicher: „Die Preise werden dadurch auf jeden Fall anziehen. Dafür müssen die Kunden natürlich Verständnis mitbringen. Aber ein Haarschnitt unter 30 Euro, das rechnet sich einfach nicht.“

Das sei bei ihm allerdings nicht der Fall, da er seine Mitarbeiter bereits über Tarif bezahle.

Auch die Mitarbeiter von Hütter & Hütter an der Mülheimer Straße werden übertariflich für ihre Arbeit vergütet. „Uns kann die Einführung eines Mindestlohns nur recht sein, weil es gut für das Handwerk sein wird“, so Geschäftsleiter Arne Hütter.

Allerdings sieht er auch, dass manch kleinerer Salon das nicht überleben wird. „Im unteren und mittleren Segment kann es sein, dass dadurch Plätze frei werden und die, die übrig bleiben, dadurch mehr Arbeit haben.“ Dennoch glaubt er, dass der Mindestlohn auf lange Sicht für einen Aufschwung im Friseurhandwerk sorgen wird, das seit Jahren immer uninteressanter für Schulabgänger geworden ist. „Wie will man jemanden überzeugen einen Beruf zu ergreifen, wenn er weiß, dass er davon nicht leben kann“, fragt Hütter. „Ich glaube, durch den Mindestlohn wird unser Handwerk wieder attraktiver werden.“