Oberhausen. . Willy Brandt war da, Kurt Georg Kiesinger kam 1966 vorbei, gerade im Amt als dritter Bundeskanzler der Bundesrepublik. Neben vielen anderen Persönlichkeiten aus Politik, Sport und Kultur besuchten sie Oberhausen. Den Beweis führen die beiden Goldenen Bücher der Stadt.

Willy Brandt war da, 1961, noch bevor er Regierungschef wurde, sein Vorgänger Kurt Georg Kiesinger kam 1966 vorbei, gerade im Amt als dritter Bundeskanzler der Bundesrepublik. Neben vielen anderen Persönlichkeiten aus Politik, Sport und Kultur besuchten sie Oberhausen. Den Beweis führen die beiden Goldenen Bücher der Stadt. Ein Schatz, der in der Stadtkanzlei gehütet wird. Geheim ist er aber nicht, es darf jeder hineinschauen, der mag.

Das Goldene Buch der Stadt, das sind im Grunde zwei Bücher und golden ist keines davon: Das erste, begonnen 1959, beendet 1997, ist in braunem Leder gebunden, das zweite, mit Einträgen von 1998 bis heute, in rotem. Auf feinstem Büttenpapier haben besondere Besucher der Stadt ihre Unterschrift, einen Gedanken, manchmal sogar einen Vers hinterlassen. Besonders charmant eine Erinnerung an James Rizzi: Der Künstler hinterließ ein Selbstporträt mit Vogel und Hut. Das Datum, 11.10.2010, wurde eingeprägt. So wird es bei jedem Eintrag in der Druckerei vorgenommen.

„Regeln gibt es nicht“, sagt Magnus Dellwig, Fachbereichsleiter für Ratsangelegenheiten in der Stadtkanzlei, über die Einträge ins Goldene Buch. Ausländische Delegationen, Besucher aus Partnerstädten, besondere Anlässe – wer etwas hineinschreiben darf, entscheide der Oberbürgermeister. Manchmal erfolgen Einträge – die meisten bestehen aus einer schnöden Unterschrift – schnell hintereinander, manchmal gibt es längere Pausen.

Viele Landes- und Bundesminister

„Die Schwerpunkte haben sich im Laufe der Jahrzehnte verschoben“, sagt Magnus Dellwig. Während in den 60er Jahren viele ausländische Delegationen ihre Signatur hinterließen, aus Anlass der Kurzfilmtage zum Beispiel, seien später viele Landes- und Bundesminister zu finden, noch später dann Sportler, darunter natürlich auch Leichtathlet Willi Wülbeck.

Und noch etwas fällt Dellwig beim Durchblättern auf: „Anfangs sind es mehr Gäste, die unterzeichnen, später nimmt die Anzahl von Oberhausenern zu, die sich verdient gemacht haben. Das ist besonders auffällig beim Sport.“ Apropos: Beim Jugend-Länderspiel Deutschland-Ungarn am 21. März 1965 war ein gewisser Sepp Herberger zugegen.

„Der charmanten Frau Oberbürgermeisterin“

So mancher heute unbekannte Name findet sich, aber auch viele noch heute verehrte Persönlichkeiten sind dabei. Das Künstlerpaar Christo und Jeanne-Claude ist unter dem Datum 6. August 1999 zu finden, Herbert Grönemeyer am 3. November 2003, Udo Jürgens am 22. Mai 2013. Augenschmaus für Kurzfilmtage-Fans: Am 28. Februar 1962 haben sich die Unterzeichner des „Oberhausener Manifests“ verewigt, Geburtsstunde des Jungen deutschen Films.

Einem der besonderen Einträge sind Noten beigefügt: „Der charmanten Frau Oberbürgermeisterin Luise Albertz zur steten Erinnerung, verehrungsvollst zugeneigt: Marschkönig Ferry Wilhelm Gebauer.“ Ein üblicher Gruß wie’s scheint, unter Wiener Komponisten im Jahre 1976.