Oberhausen. . 2030 werden in Oberhausen voraussichtlich rund 40 Hausärzte fehlen. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein. Der Beruf ist für viele Nachwuchs-Mediziner offenbar nicht attraktiv genug. Derzeit ist die Versorgungslage jedoch gar nicht schlecht.

Kranke Oberhausener finden in allen Stadtteilen nach Auffassung der Ärztekammer derzeit noch genügend klassische Hausärzte – doch in Zukunft droht ein erheblicher Mangel an Allgemeinmedizinern. Denn der Beruf wird für Medizinstudenten immer unattraktiver: Lange Arbeitszeiten, ständige Verfügbarkeit und das alleinige wirtschaftliche Risiko schrecken junge Leute ab.

„Momentan ist die Versorgungslage in Oberhausen mit Hausärzten noch gut, nur in Königshardt zeichnen sich Probleme ab, weil in diesem großen Stadtteil die beiden einzigen Hausarzt-Kollegen schon recht alt sind“, sagt Dr. Stephan Becker, Vorsitzender der Oberhausener Kreisstelle der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein im ambulanten Bereich. Das Durchschnittsalter aller Oberhausener Allgemeinmediziner liege aber auch schon bei über 56 Jahren.

In seiner Praxis versucht Becker Studenten der Universität Essen den Hausarztberuf schmackhaft zu machen – manchmal vergeblich. „Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie ist ein Problem“, sagt der Mediziner. Die Medizin werde weiblich, circa 70 Prozent der Medizinstudenten seien Frauen. Familienbedingt würden diese insgesamt weniger Arbeitsstunden leisten und die Nachfrage nach Teilzeitstellen wüchse. Das sei schwer vereinbar mit dem Hausarzt als Einzelkämpfer. Eine bessere Möglichkeit: Gemeinschaftspraxen könnten flexiblere Arbeitszeiten bieten.

Nachwuchs gezielt ansprechen

Aus aktuellen Bedarfsplänen der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein geht hervor, dass Oberhausen mit 113 Prozent zurzeit hausärztlich recht gut versorgt ist – ähnlich wie in den Nachbarstädten. Der Verband hat sogar eine Sperre verhängt, in Oberhausen eine neue Hausarztpraxis zu gründen: Nur Übernahmen sind möglich. Doch selbst dies scheitert an den jungen Ärzten: Im gesamten Gebiet der Kassenärztlichen Vereinigung müssten jährlich eigentlich im Schnitt 200 Hausarzt-Praxen übernommen werden, weil der Inhaber in den Ruhestand gehen will. Tatsächlich klappt das nur in der Hälfte aller Fälle. So gibt der Zukunfts-Versorgungsreport der KV Nordrhein Anlass zur Sorge: In Oberhausen werden 2030 voraussichtlich 40 Hausärzte fehlen – und das bei einer stetig älter werdenden Bevölkerung.

Beruf soll attraktiver wieder werden

Um den Beruf des Allgemeinarztes wieder attraktiver für junge Ärzte zu machen, wurden von der Ärztekammer 40 „Hausärztliche Weiterbildungsverbände“ in Nordrhein gegründet. Diese sollen durch Betreuung und Weiterbildungsangebote Studenten auf dem Weg bis zum Erwerb der Facharztbezeichnung „Allgemeinarzt“ unterstützen. Mitglieder der Ärztekammer fordern die Städte auf, eine gezielte Willkommensstruktur für den Ärztenachwuchs zu schaffen.