Oberhausen. Im Jahr 2030 werden laut der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein rund 40 Hausärzte in Oberhausen fehlen. Zusätzlich zieht es gerade die Nachwuchsmediziner der Stadt bevorzugt in Städte mit vielen Privatpatienten. Dies könnte ernstzunehmende Folgen für die Versorgung der Patienten haben.
In Oberhausen zeichnet sich ein massiver Hausärztemangel ab. Ist die Versorgung bereits heute mit rund 110 niedergelassenen Hausärzten im regionalen Vergleich unterdurchschnittlich, wird sich diese Entwicklung bis zum Jahr 2030 noch weiter verschärfen. Denn dann werden in der Stadt 40 Hausärzte fehlen. Auch bei den Hals-Nasen-Ohren-Ärzten, Orthopäden oder Urologen ist mit einem deutlichen Mangel zu rechnen. Dieses düstere Bild zeichnet die Kassenärztliche Vereinigung Nordrhein (KVNO), zu der auch Oberhausen gehört, in ihrem aktuellen Versorgungsreport.
Hausärzte sind deutlich überaltert
Aktuell versorgt jeder der Hausärzte in Oberhausen im Schnitt 1901 Einwohner. Das sind deutlich mehr als etwa in Mülheim, wo es ein Mediziner mit 1752 Bürgern zu tun hat oder Essen, wo auf einen Hausarzt 1679 Einwohner kommen. „Die niedergelassenen Hausärzte in Oberhausen sind deutlich überaltert“, gibt Dr. Ulrich Kröll, KVNO-Sprecher in Oberhausen, zu bedenken. Das Durchschnittsalter der Mediziner liegt aktuell bei fast 56 Jahren. Darum dürfte sich der Hausärzte-Notstand in der Stadt weiter verschlimmern.
Dass dieser Mangel durch den Nachwuchs aufgefangen werden kann, ist sehr unwahrscheinlich. „Selbst bei gut laufenden Praxen ist es in den vergangenen Jahren deutlich schwieriger geworden, einen Nachfolger zu finden“, so Kröll. Junge Ärzte würden sich eher die Rheinschiene entlang nach Düsseldorf, Köln oder Bonn orientieren. „Die Kassenmedizin ist leider nicht kostendeckend. Da es in Oberhausen verhältnismäßig wenige Privatversicherte gibt, ist es finanziell wenig attraktiv, sich hier niederzulassen.“ Oberhausen liegt in dieser Beliebtheitsskala der KVNO an elfter Stelle, noch hinter Städten wie Essen und Duisburg.
40 Hausärzte werden nach den aktuellen Berechnungen darum im Jahr 2030 in Oberhausen fehlen. Auch bei HNO-Ärzten, Hautärzten oder Orthopäden wird der Bedarf längst nicht gedeckt werden. „Daran ist ganz klar zu erkennen, dass sich an der finanziellen Ausstattung der niedergelassenen Ärzte etwas ändern muss.“
Übergewicht ist ein großes Problem
Denn der Internist sieht wachsende Herausforderungen im Gesundheitswesen. „Die Bevölkerung in Oberhausen wird nicht nur älter, sondern auch deutlich kränker.“ Gerade ältere Bürger hätten nicht mehr nur mit einem gesundheitlichen Problem zu kämpfen, sondern direkt mit einem ganzen Paket. „Wir werden eine Zunahme der chronischen Erkrankungen sehen.“ Gelenkarthrosen, Gefäßleiden, aber auch Demenz seien auf dem Vormarsch.
Zudem merkt Kröll an, gebe es ein großes Problem beim Thema Übergewicht. Bereits heute ist jeder fünfte Oberhausener krankhaft fettleibig. „Gerade bei den Jugendlichen gibt es Entwicklungen, die alarmierend sind. Neben Übergewicht kommen auch motorische Defizite zum Tragen“, so Kröll. „Es müsste viel mehr Aufwand in der Vorsorge betrieben werden.“ Das könne die Ärzteschaft allein nicht leisten. „Hier sind Politik, aber auch die Medien gefragt.“