Oberhausen. . Das neue Gesetz zur vertraulichen Geburt soll werdenden Müttern in extrem schwierigen Lebensumständen helfen. Experten begrüßen diese Möglichkeit. Sollte sich das Verfahren der vertraulichen Geburt bewähren, könnte die anonyme Geburt damit überflüssig gemacht werden.
Heimliche Geburten, Aussetzung oder im schlimmsten Fall die Tötung von Neugeborenen: Um Schwangeren, die sich in einer Notlage oder extrem schwierigen Lebensumständen befinden, einen Ausweg aufzuzeigen, ist in diesem Monat das „Gesetz zum Ausbau der Hilfen für Schwangere und zur Regelung der vertraulichen Geburt“ in Kraft getreten. Oberhausener Beratungsstellen und Kliniken begrüßen diese neue Möglichkeit.
Beratungsgespräch ist notwendig
„Das ist erst einmal positiv zu sehen und erweitert neben der anonymen Geburt und der Babyklappe das Angebot“, bewertet Gerlinde Zlotos von der Beratungsstelle Pro Familia in Oberhausen das Gesetz. „Es kommt immer wieder vor, dass Frauen ihre Schwangerschaft aus religiösen oder familiären Gründen verheimlichen müssen“, berichtet die Expertin.
Hier soll die vertrauliche Geburt ansetzen: Frauen dürfen seit dem 1. Mai ohne Nennung ihres Namens in Krankenhäusern gebären. Vorausgegangen ist bei diesem Weg aber ein Beratungsgespräch, bei dem die Daten der Frau vertraulich aufgenommen wurden. „Das geschieht, um dem gesetzlich verankerten Anspruch des Kindes gerecht zu werden, die Identität seiner leiblichen Mutter zu erfahren.“
Ab dem 16. Lebensjahr kann das betroffene Kind die Offenlegung der Daten einfordern. Sollte die Mutter dadurch jedoch gefährdet sein, wird sie auch über diese Frist hinaus geschützt.„Hervorzuheben ist, dass sich die Schwangeren nun an jedes Krankenhaus wenden können“, so Zlotos.
Rechtssicherheit
Michael Boos, Geschäftsführer des Katholischen Klinikums Oberhausen (KKO), spricht sich ebenfalls für diese neue Regelung aus. „Dadurch ergibt sich eine neue Rechtssicherheit.“ Am St. Clemens Hospital, das zum KKO-Verbund gehört, gibt es bereits seit Jahren die Möglichkeit einer anonymen Geburt – eine rechtliche Grauzone. „Wir sind der Überzeugung, dass wir Müttern in Notsituationen helfen müssen“, betont Boos.
Im vergangenen Jahr brachten zwei Frauen komplett ohne Angabe ihrer Namen Kinder im St. Clemens zur Welt – 2014 gab es noch keinen Fall. „In einigen Jahren waren es bis zu zehn Schwangere, die bei uns anonym entbunden haben.“
Sollte sich das Verfahren der vertraulichen Geburt bewähren, könnte die anonyme Geburt damit überflüssig gemacht werden. „Aber bis dahin ist es richtig und wichtig, dass zunächst beide Möglichkeiten nebeneinander bestehen.“