Oberhausen. . In drei Tagen wird das EU-Parlament, aber auch der Rat der Stadt in Oberhausen neu gewählt. Wir haben im Lesercafé mit Bürgern über den Wahlsonntag gesprochen. Die Stimmung in Sterkrade schwankt: von Parteitreue, Sympathieträgern und EU-Skepsis.
Beim Thema Europawahl gehen die drei Frauen im Lesercafé gleich ans Eingemachte: „Ich gehe nicht wählen“, sagt die eine. „Die Politiker halten ihre Versprechen eh nicht.“ Ihre Sitznachbarin widerspricht: „Die Globalisierung hat so zugenommen, da ist es wichtig, das Europa geeinigt ist, sonst können wir mit China nicht mithalten.“ Die dritte Frau entgegnet, sie könne gar nicht wählen am Sonntag, weil sie in Italien sei. „Siehst du“, meint die zweite Frau: „Dein Geld musst du jetzt nicht mehr tauschen. Auch das ist Europa.“
In drei Tagen, am 25. Mai, wählen die Bürger der EU-Länder ein neues Europäisches Parlament. Am gleichen Tag finden in Oberhausen die Wahlen für den neuen Rat der Stadt und die Bezirksvertretungen statt. Beides ist diesmal Thema im WAZ-Lesercafé, zu dem die Redaktion alle zwei Wochen ins Stadtcafé Cordes einlädt.
Und auch wenn die Besucher ihre Namen beim Thema „Wahl“ nicht nennen wollen: Ob und was sie in Oberhausen wählen wollen, darüber haben die meisten Gäste bereits entschieden – „aus Tradition“, das hört man oft, geht die Stimme an diese oder jene Partei. Für die Europawahlen sind die Würfel noch nicht gefallen. Und an einigen Café-Tischen erntet man ein Kopfschütteln auf die Frage: „Gehen Sie am Sonntag zur Wahl?“
Kreuzchen aus Tradition gemacht
„Wem ich da vertrauen kann, das weiß ich nicht“, sagt etwa ein 61-jähriger Mann, der nur kurz beim WAZ-Lesercafé stehen bleibt. Er bezweifelt, ob etwa die Rettung des schuldengeplagten Euro-Landes Portugal richtig gewesen sei. Ein Senior zuckt auf die Frage, ob er zur Wahl gehe, gar mit den Achseln: „Wen soll ich denn da wählen?“ Darauf hat am Tisch nebenan eine 75-jährige Königshardterin bereits eine Antwort gefunden: „Ich finde den Juncker einfach sympathischer“, deshalb habe sie dem Spitzenkandidaten der konservativen EVP auch bereits bei der Sofortwahlstelle ihre Stimme gegeben.
Den meisten Café-Gästen ist die Bundespolitik näher als die Europa-Politik. Viele klagen über zu niedrige Renten, eine Frau kritisiert die jüngste Diätenerhöhung für die Bundestagsabgeordneten. Eine 74-jährige Liricherin gesteht, dass sie am Sonntag die Partei wähle, der sie immer die Treue gehalten hat – wegen der Mütterrente. Über diese höhere Rente für Mütter, deren Kinder vor 1992 geboren wurden, stimmt der Bundestag an diesem Freitag ab.
Ihre 46-jährige Tochter schüttelt hingegen energisch mit dem Kopf. Anders als in den Vorjahren gehe sie dieses Mal nicht zur Wahl. „Ich gehe nicht, weil ich nicht weiß, wen ich wählen soll.“