Es war ein Abend mit besonderen Gästen an einem besonderen Ort. Die VBE-Stadtverbände Oberhausen, Mülheim und Bottrop hatten in Kooperation mit der evangelischen Markuskirchengemeinde und dem katholischen Bistum Essen in die Markuskirche eingeladen, um mit Renate Hendricks, schulpolitische Sprecherin der SPD-Landtagsfraktion, und Rainer Schmidt, Kabarettist, Pastor und Paralympics-Sieger, über das Thema Inklusion zu sprechen.
Renate Hendricks bezeichnete es als mentale Herausforderung, das in den Köpfen verankerte separierende Schulsystem aufzulösen und bedauerte, dass zur Zeit mehr diskutiert werde, was nicht geht, anstatt zu schauen, was geht. Sie verwies auf das neunte Schulrechtsänderungsgesetz, nach dem ab dem kommenden Schuljahr zunächst alle Kinder der ersten und der fünften Klasse das Recht auf eine inklusive Beschulung erhalten und hob hervor, dass die Landesregierung bis 2017 insgesamt 3215 zusätzliche Lehrerstellen schaffen und eine Inklusionsquote von 50 Prozent erreichen wolle.
Rainer Schmidt, der ohne Unterarme und mit einem verkürztem Oberschenkel geboren wurde, gab dem Publikum durch seinen erfrischenden Vortrag einen Einblick in die (Gefühls-)Welt eines Betroffenen, indem er immer wieder Bezug auf seine eigene Schulkarriere als Kind nahm. Er mahnt Mediziner wie Pädagogen: „Legt Menschen nicht fest!“ Schmidt definiert Inklusion in Bezug auf Schule als „Kunst des Zusammenlernens von sehr verschiedenen Menschen“. Als sehr wichtige Lektionen soll Inklusion den Kindern laut Schmidt vermitteln: „Ich kann nicht immer alles alleine!“ und „Jeder hat so viel Anteil, wie er es nach seinem Vermögen kann.“ Das bedeutet auch, dass jeder in der inklusiven Gesellschaft volle Rechte hat, aber nicht jeder bei allem mitmachen kann.
In der anschließenden Diskussion wurde die Vermutung geäußert, dass die Schulgemeinschaft zum einen auf die Schnelligkeit und Radikalität, mit der Inklusion umgesetzt werden soll, nicht eingestellt sei und zum anderen in Schule etwas umgesetzt wird, das in der Umgebung noch nicht gelebt werde. Darauf antwortete Rainer Schmidt, dass Inklusion das öffentliche Leben betreffe und sich alle öffentlichen Einrichtungen damit befassen müssten. Es gelte aber zunächst, Lebensbereiche in den Kitas, in der Schule (wo der Staat Zugriff hat), in der Kirche zu schaffen, wo Menschen gute Erfahrungen mit Inklusion machen könnten, damit sich der inklusive Gedanke auf alle Bereiche des Lebens ausbreiten könne.