Oberhausen. . Hilmar Hoffmann, Gründer der Internationalen Kurzfilmtage, plauderte in Oberhausen aus dem Nähkästchen. Ohne Unterstützung der damaligen Oberbürgermeisterin Luise Albertz wäre er im Alter von nur 26 Jahren wohl nie VHS-Leiter geworden.
Am Vormittag kam er zur Eröffnung der Ausstellung „Begegnungen und Entdeckungen“ ins Rathaus-Foyer, am Abend lieferte er selbst „Fundstücke und Entdeckungen“ ab, als er von sich und die nunmehr 60 Jahre alte Geschichte der Internationalen Kurzfilmtage erzählte: Hilmar Hoffmann, Gründer des Festivals, unterhielt das zahlreich erschienene Publikum mit erstaunlichen und amüsanten Anekdoten über die Nachkriegs-Kulturpolitik, die er in Oberhausen mit gestaltete.
Im Gespräch mit dem heutigen Festival-Leiter Lars Henrik Gass ließ er die Frühzeit des Festivals Revue passieren. Warum er das Filmfest ausgerechnet in Oberhausen gründete? „Der deutsche VHS-Verband suchte einen Filmreferenten. Ich hatte hier den Filmclub gegründet und musste handeln. Also organisierte ich eine Veranstaltung für die Volkshochschule mit Filmen, die während der Nazizeit nicht gezeigt wurden, aus den USA, aus Frankreich, aus dem Ostblock.“
„Ich musste handeln“
Ohne Luise Albertz’ Unterstützung wäre das nie gelungen, betonte Hoffmann. Sie war es auch, die ihn bei einer Film-Veranstaltung unter Tage unterstützte, bei der sie auf der siebten Sohle der Zeche Concordia Vorträge hielt, während das Filmprogramm im Casino ablief. „Sie hat bestimmt 20 Mal die gleiche Rede gehalten und danach gesagt, dass sie das nie wieder machen würde.“
Wie kam es, dass Hoffmann bereits mit 26 Jahren VHS-Direktor sein konnte? „Das Glück hat mich ein Leben lang begleitet. Als ich aus der Gefangenschaft zurückkam, wurde ich Dolmetscher bei der Rheinarmee. Der Major meinte: ‘Wir gründen in Oberhausen das Britische Informationszentrum. Bewirb dich’!“ Hoffmann tat’s und leitete die Brücke, die mit Kulturveranstaltungen zur Entnazifizierung beitragen sollte. „Zwei Jahre später, als sie wieder geschlossen wurde, schlug ich Luise Albertz vor, daraus eine Volkshochschule zu machen.“
Bühne fürs Oberhausener Manifest
Den Weg zur Bildung sollten die ersten Kurzfilmtage, die Hilmar Hoffmann 1954 gründete, in Oberhausen ebnen. Als „Westdeutsche Kulturfilmtage“ ging das erste Kurzfilmfest der Welt damals an den Start.
„Weg zum Nachbarn“ lautete das Motto, das sich das Festival 1958 gab. Damit öffneten die Kurzfilmtage gleichzeitig auch das „Fenster zum Osten“, was zur Zeit des Kalten Krieges höchst außergewöhnlich und wagemutig war.
1959 in Westdeutsche Kurzfilmtage umbenannt, wurde das Filmfest 1962 Bühne der Verkündigung des Oberhausener Manifests, mit dem sich Filmemacher von den Zwängen der Filmwirtschaft befreien wollten.
„Aus der Not eine Tugend“
Um sie zu leiten, verlangte Albertz, brauche Hoffmann einen Hochschulabschluss, den er nebenberuflich an der Essener Folkwangschule absolvierte – als einziger Student im Fach Regie.
„Aus der Not eine Tugend“ habe er gemacht, als er 1965, dann schon Kulturdezernent der Stadt, das Musiktheater in ein Schauspielhaus umwandelte. „Nachdem ich Strauß’ Capriccio mit 28 Orchester-Mitgliedern erlebt hatte, dachte ich mir: Bevor wir den Oberhausenern den Geschmack an klassischer Musik verderben, überlassen wir das lieber den Duisburgern.“ Hoffmann ist wichtig, dass kein Orchester-Mitglied arbeitslos wurde. „Wer nicht anderswo ein Engagement fand, bekam einen Job in der Jugend-Musikschule, die dann gegründet wurde.“