Oberhausen. „Inklusion ist immer noch ein negativ besetzter Begriff“, sagt die Oberhausener Inklusionsbeauftragte Sibylle Kogler. Das soll eine Aktionswoche für Chancengleichheit nun ändern. Es gibt unter anderem einen Protestmarsch, Lesungen oder Infostände. Auch schwierige Themen werden nicht gemieden.
Ein bunter Protestzug kündigt sich in Sterkrade an: Menschen mit und ohne Behinderung wollen am Samstag, 3. Mai, im Stadtteilzentrum für ein gleichberechtigtes Miteinander demonstrieren. Mit dem friedlichen Protest starten sie um 10.15 Uhr in eine Aktionswoche mit 28 Veranstaltungen, die das städtische „Büro für Chancengleichheit“ erstmals mit zahlreichen Partnern in Oberhausen auf die Beine gestellt hat. Die Woche endet am Sonntag, 11. Mai, mit einem großen Familienfest am Zentrum Altenberg.
„Inklusion ist noch immer ein negativ besetzter Begriff“, sagt Inklusionsbeauftragte Sibylle Kogler. „Das wollen wir ändern und Menschen zusammenbringen.“ Inklusion meint das Miteinander von Menschen mit und ohne Handicap. 2009 ist in Deutschland eine Behindertenrechtskonvention in Kraft getreten, die Beeinträchtigten die Teilhabe an allen gesellschaftlichen Prozessen garantieren soll.
In Oberhausen rief Oberbürgermeister Klaus Wehling 2012 das Büro für Chancengleichheit ins Leben. 2013 organisierte Kogler dann mit zahlreichen Institutionen einen Aktionstag. In diesem Jahr sind es gleich acht Veranstaltungstage, an denen sich über 20 Oberhausener Einrichtungen beteiligen. Das Engagement überrascht auch Kogler: „Ich hätte anfangs nicht gedacht, dass so viele mitmachen wollen.“
Infotag am Technischen Rathaus
Integrative Disco für Jugendliche
Um 14 Uhr beginnt das inklusive Familienfest am Sonntag, 11. Mai, mit Hüpfburg, Basteln, Handmassagen für Rolli-Fahrer und Cocktails am Zentrum Altenberg. Ab 18 Uhr spielt die integrative Rockgruppe „Fud’ies“, von 19 bis 21 Uhr sind alle ab 16 Jahren zur integrativen Disco „Nobody is perfect“ eingeladen.
Die Broschüre mit den Terminen liegt an allen Veranstaltungsorten aus. Im Internet kann man sie herunterladen: www. oberhausen.de/inklusion. Info bei Sibylle Kogler : 825 2691.
Der Protestmarsch am 3. Mai gehört zu einem Infotag für und von Menschen mit Handicap. Von 8 bis 14 Uhr stellen sich am Technischen Rathaus, Bahnhofstraße 66, Träger und Einrichtungen vor. Es gibt Restaurant-Tipps für Blinde, und an einem Parcours kann man das Rolli-Fahren ausprobieren. Weiter geht es vom 5. Mai an mit Lesungen in leichter Sprache, Theater, Verbraucherberatungen, Rollstuhl-Training, Kunst- und Infoaktionen sowie Sportangeboten. Auch schwierige Themen meidet die Aktionswoche nicht: Am 6. Mai, 14 bis 16 Uhr findet in der Gleichstellungsstelle im Büro für Chancengleichheit ein „Fachtag zur Gewalt gegen Frauen mit Behinderungen“ statt. „Ein Tabu-Thema“, weiß Daniela Kiepen vom Caritasverband, der sich an den Aktionstagen beteiligt.
Die meisten Einrichtungen, die sich an den Aktionstagen beteiligen, sind barrierefrei zu erreichen – das ist längst keine Selbstverständlichkeit in Oberhausen, macht Sibylle Kogler deutlich: „Noch immer fehlt es zum Beispiel an rollstuhlgerechten Toiletten bei Veranstaltungen“, sagt die Fachfrau. „Wenn jeder Veranstalter in Oberhausen für behindertengerechte Toiletten sorgen würde, hätten wir schon viel erreicht.“